Umwelt für die Schule

■ Schulsenator Franke präsentiert dicke Papiere zur Umwelterziehung / BaKi aus Bremen brachte die Sicherheitskontrolle beim Bundespräsidenten durcheinander

Vor dem Bremer Rathaus steht eine schwarze, acht Meter lange Staatskarosse, aus schußsicherem Stahl und mit verdunkelten Scheiben. Im Rathaus, genauer im großen Sitzungssaal, gibt Bildungssenator Horst-Werner Franke eine Pressekonferenz. Aber der auf den ersten Blick entstehende Zusammenhang trügt: Franke muß sich zwar des öfteren auch harter Kritik erwehren, aber den schußsicheren Wagen - er gehört übrigens dem Honorarkonsul von Malta - braucht er noch nicht. Und die fünf Männer, die der Bildungssenator mitgebracht hat, sind denn auch keine Leibwächter, sondern Praktiker aus dem Bildungsbereich. Anlaß dieses Großaufgebots an bildungspolitischem Sachverstand:die Vorstellung eines „Wegweisers zur Umwelterziehung an den Schulen.“

„Wir sind dringend gefordert, unser Umweltverhalten schnell und nachhaltig zu verändern. Deswegen muß die Schule Wege

zu einem verantwortungsvollen Umweltverständnis und Handeln eröffnen“, so Franke. In Bremen seien zwar schon erste Erfolge zu erkennen, trotzdem müßten weitere Anstrengungen unternommen werden. Der jetzt vorgelegte, über zweihungert Seiten dicke Wegweiser, der in den nächsten Tagen allen Bremer LehrerInnen zugestellt werden soll, ist eine Bestandsaufnahme der bisherigen Anstrengungen in der Umwelterziehung und eine Festschreibung des aktuellen Stands der theoretischen Diskussion. Darüber hinaus enthält er eine Vielzahl von Informationen und Anregungen für die fächerübergreifende und projektartige Einbeziehung ökologischer Themen in den Unterricht.

So beinhaltet der Leitfaden neben rechtlichen Informationen die Anschriften von Umweltschutzorganisationen, Fort-und Weiterbildungangebote für LehrerInnen und eine Übersicht über das vorhandene Unterrichtsmate

rial. Darüber hinaus werden bereits bestehende Projekte, wie etwa das von SchülerInnen gebaute und bewirtschaftete Solargewächshaus im Schulzentrum Hermannsburg, dargestellt oder eine Baubeschreibung für die BaKi gegeben.

BaKi ist die Abkürzung für eine Batterienkiste, die von zwei Bremer Lehrern entwickelt worden ist und mittlerweile mit großem Erfolg zur Sammlung ausgedienter Energiespender eingesetzt wird. Sie hat die Form eines kleinen Männchens, ist leicht zu bauen, und enthält ein Prüfgerät aus Drähten und Glühlampe zur Funktionskontrolle der alten Batterien. Die Baki hat bereits bundesweiten Bekanntheitsgrad. Ein Exemplar erhielt auch der Bundespräsident. Bei der dortigen Postkontrolle sorgten die Drähte, die für die Zündschnur einer Bombe gehalten wurden, allerdings für helle Aufregung.

Nach Angaben von Dieter Mahlert, seit gut einem Jahr für

Umwelterziehung und Ökologie zuständig, soll der als Loseblattsammlung erschinene Leitfaden ständig aktualisiert und auch durch weitere Publikationen ergänzt werden. So wird Anfang des kommenden Monats ein Handbuch über ökologische Exkursionsziele in Bremen erscheinen.

Das Interessse der SchülerInnen an ökologischen Unterrichtsangebote ist so groß, daß es kaum bewältigt werden kann. Zwar könne die Schule nicht die zerstörte Umwelt wieder in Ordnung bringen, so Senator Franke, aber die SchülerInnen könnten zu einem ökologisch bewußten Verbraucherverhalten erzogen werden. Dies führe auch zu einer veränderten Nachfrage und bilde damit die Grundlage für eine Reduzierung der Umweltbelastung. Die bisherigen schulischen Projekte und die daraus gewonnenen Erfahrungen zeigten, daß Bremen in der Umwelterziehung auf dem richtigen Wege sei. om