Erfolge

Mittelamerika ist einig: Die Contra soll aufgelöst werden  ■ K O M M E N T A R E

Zwar verboten es die diplomatischen Usancen, Roß und Reiter beim Namen zu nennen. Doch wenn nun die Präsidenten der fünf Staaten Mittelamerikas im Schlußdokument ihres Gipfeltreffens von „irregulären Truppen“ sprechen, die „repatriiert“ werden müssen, kann es sich nur um die Contra in Honduras handeln. Es ist die einzige mittelamerikanische Trupppe auf fremdem Boden. Während der Friedensvertrag von Esquipulas vom August 1987 die nicaraguanische Contra und die savadorianische Guerilla noch gleichstellte und so tat, als ob das Schicksal der einen von dem der anderen abhänge, rücken die Präsidenten nun von dieser Fiktion ab. Sie geben implizit zu, daß die Krise El Salvadors hausgemacht ist und ihrer Ansicht nach auch dort gelöst werden muß - und daß der einzig wirklich staatsübergreifende Konflikt fremdgebacken ist: Die Reagan-Administration hat mit der Unterstützung der Contra eine Truppe ins Spiel gebracht, die in Honduras stationiert ist, aber auch von Stützpunkten in Costa Rica aus operiert und zeitweise über den militärischen Flughafen von San Salvador versorgt wurde.

Die Contra aber stellt heute für Honduras ein größeres Problem dar als für Nicaragua selbst, wo sie militärisch geschlagen ist und keine nennenswerte soziale Basis hat. Viele honduranische Militärs empfinden die Präsenz einer fremden Armee im eigenen Land als Verletzung der nationalen Souveränität und damit auch ihrer militärischen Ehre. Seit die USA die militärische Contra-Hilfe eingestellt haben, die zur Hälfte auf dubiosen Kanälen bei den honduranischen Militärs landete, ist auch die monetäre Vergütung dieser Ehrverletzung hinfällig.

Bislang hat vor allem die Erpressung der USA Honduras daran gehindert, die Contra loszuwerden. Reagans Mittelamerika -Politik aber ist gescheitert: In Nicaragua sind noch immer die Sandinisten an der Macht, und in El Salvador ist die von den USA hochgepeppelte Christdemokratie schwächer und die Guerilla stärker denn je. Bush hat zwar noch keine neue Mittelamerikapolitik formuliert. Doch er hat bereits signalisiert, daß er die Contra-Hilfe einstellen will und in El Salvador auch eine poltische Lösung in Betracht zieht. Die Zeichen für einen Frieden in Mittelamerika stehen besser den je. Und im übrigen können die USA zwei Erfolge verbuchen: Nicaragua ist wirtschaftlich zerrüttet. Und in El Salvador zieht die Guerilla inzwischen eine politische Lösung dem militärischen Sieg schon alleine deswegen vor, weil sie wenig Lust hat, ein nach acht Jahren Krieg ruiniertes Land allein zu verwalten.

Thomas Schmid