El Salvadors Parteien treffen FMLN

Die Guerilla präzisiert ihr Friedensangebot / Raketenangriff auf Sitz der Nationalpolizei / Während des Präsidentengipfels stürmt salvadorianische Armee Feldlazarett der FMLN  ■  Aus San Salvador Ralf Leonhard

Napoleon Duarte ist es zwar gelungen, das Friedensangebot der FMLN aus dem Schlußdokument des Präsidentengipfels auszuklammern; innenpolitisch ist das Thema aber keineswegs vom Tisch. Mit Raketen, die ein Stadtkommando der Guerilla Mittwoch abend auf den Sitz der Nationalpolizei mitten im Stadtzentrum abfeuerte, riefen die Guerilleros in Erinnerung, wie die Alternative zur Verhandlungslösung heißt: Eskalation des bewaffneten Kampfes.

Gleichzeitig präzisierte die FMLN-Führung in einem Brief an die politischen Parteien ihre Position zu den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen. Am 24.Januar hatte das Oberkommando der Aufständischen angeboten, das Wahlergebnis zu respektieren, wenn die Wahlen vom 19.März um sechs Monate verschoben würden. Nach einer deutlichen Abfuhr, die Präsident Duarte und die Armee dem Vorschlag erteilt hatten, beschlossen die Parteien am Mittwoch, sich kommenden Montag mit einer Abordnung der FMLN zu treffen, um das Angebot zu diskutieren. Die Guerilleros sollen entscheiden, ob die Zusammenkunft in Guatemala, Mexiko oder Costa Rica stattfinden soll.

Auf eine Reihe von Anfragen, die die Vertreter der Parteien - von der rechtsextremen ARENA bis zur kommunistischen UDN in den letzten Tagen formuliert hatten, antworteten die FührerInnen der FMLN mit einem elfseitigen Dokument. Keine der beiden Seiten, heißt es darin, könne „nach wirklich demokratischen Wahlen auf einer Fortsetzung des Krieges bestehen“. Die Verschiebung sei unabdingbar, um diese demokratischen Verhältnisse zu schaffen. Und die FMLN wiederholt: „In diesem Kontext wären wir bereit, den bewaffneten Kampf zu beenden.“ Auf Anfrage der Parteien erklärt die Guerilla auch, sie würde nicht nur je 30 Tage vor und nach der Wahl eine Waffenruhe einhalten, sondern während des gesamten Wahlkampfes. Das müsse jedoch „eine mit der Armee ausgehandelte Waffenruhe sein“, da die von der Guerilla einseitig erklärten Feuerpausen von der Gegenseite mißbraucht worden seien.

Wie wahr diese Feststellung ist, zeigte sich während des Präsidentengipfels am 13.und 14.Februar. Während die Guerilla eine einseitige Waffenruhe versprochen hatte, nützte die Armee diese Tage für eine Serie von Großoperationen. Dabei stürmte sie unter anderem ein Feldlazarett der FMLN in Chalatenango und tötete dort nach Berichten des Untergrundsenders „Radio Venceremos“ eine mexikanische Ärztin und zwei Krankenschwestern. Und am Mittwoch bombte eine Todesschwadron den Sitz des Arbeiterdachverbandes UNTS aus.