piwik no script img

Ausharren in Hildesheim

■ Asyl-Odyssee: Libanesisch-kurdische Familie ist nach Abtransport aus Bremen in Hildesheim wieder in einer heruntergekommenen Wohnung gelandet / Gericht entscheidet

Die Odyssee der kurdisch-libanesischen Füchtlingsfamilie Karamet geht weiter. Am 7. Februar trotz Protesten von Bremen nach Hildesheim verbracht, mußte die elfköpfige Familie gestern innerhalb des niedersächsischen Landkreises umziehen. Ihnen wurde in Bad Salzdetfurth erneut eine feuchte, heruntergekommene 4-Zimmer-Wohnung zugewiesen, ohne Bad, ohne Dusche und ohne fließendes warmes Wasser. Zum Ausgleich erhielten Karamets Gutscheine, um einmal pro Woche ins örtliche Schwimmbad zu gehen.

In dieser Wohnung soll Familie Karamet das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Hannover abwarten, das entscheiden wird, ob die Karamets in die Türkei, die sie mit einer Ausnahme noch nie betreten haben, ausgewiesen werden. Der Hildesheimer „Asyl e.V.“ macht derzeit libanesische Bekannte der Familie ausfindig, die bezeugen könne, seit Jahrzehnten die Familie aus dem Libanon zu kennen.

Im libanesischen Beirut hatte die elf-köpfige Familie Karamet nicht weiterleben können, weil ihr Wohnort im „Lagerkrieg“ zu

sammengeschossen wurde. Aus dem niedersächsischen Landkreis Hildesheim war die Familie weiter nach Bremen geflohen, weil sie dort schon einmal in einer feuchten Wohnung zusammengepfercht und von Neonazis belästigt wurde. In Bremen durfte sie nicht bleiben, weil sie hier unter falschem Namen Sozialhilfe beantragt hatte und asylrechtlich eindeutig nach Hildesheim gehört - und weil Bremen, so damals Ausländerreferent Grußendorf, kein „Eldorado für Flüchtlinge“ aus anderen Bundesländern sein will.

B.D.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen