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Im Nebel

 ■ N O C O M M E N T

Seit Monaten ist vom Aufbruch, von der wirtschaftlichen Wende, vom Aufschwung im Revier die Rede. 3,3% Wachstum im vergangenen Jahr, volle Autragsbücher, optimistische Prognosen der Kammern, die Zeitungen des Reviers sind voll davon. In diesem Klima gedeihen Legenden. Politikerbrüste schwellen an. Bilanz zu ziehen macht plötzlich wieder Spaß. Vor einem Jahr gab es die Revierkonferenz, dann kam der ökonomische Aufschwung, der Lohn für eine kluge Politik scheint offensichtlich. Tatsächlich hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Klar ist heute nur eins: Die ungeheure publizistische Begleitung dieser Konferenz steht in gar keinem Verhältnis zu den materiellen Ergebnissen. Im Vergleich zu dem, was allein durch den Stahlboom ökonomisch bewegt wurde, fallen die Beigaben der Politik kaum ins Gewicht. Insoweit haben alle Recht, die in der hochkarätig besetzten Konferenz in erster Linie ein Instrument zur Befriedung der streikenden Stahlkocher gesehen haben.

Dennoch sollte man weiter genau hinschauen, sich bemühen, den Schleier zu heben. Letztlich geht es darum, zu klären, was staatliche Politik - unabhängig von ihren Akteuren - im real existierenden Kapitalismus überhaupt zu leisten vermag, um Krisenregionen wieder auf die Beine zu bringen. Möglicherweise stellt sich einmal mehr heraus, daß die Politiker mit ihrem öffentlichen Getöse nur das begleiten können, was ohne sie ohnehin geschieht.

Walter Jakobs

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