Spekulation abgewürgt

„Contra“ zu einem Buch über Doppelkopf  ■ BuchreZESSion BuchreZESSion BuchreZESSion

Doppelkopf ist ein Kartenspiel für vier SpielerInnen, bei dem die Damen das Sagen haben. Ich glaube, daß über dieses Satz Konsens besteht. Über die Anzahl der Spielkarten besteht schon keine Einigkeit mehr. Da gibt es in der taz die rigide Charlottenburger 40-Kartenklopperriege, der gegenüber die Kreuzberger Neuneranarchisten mit größerem Variantenreichtum sitzen. Der Reiz des Spieles liegt darin, daß sich die PartnerInnen erst im Verlauf des Spieles erkennen. Dachte ich bisher. Nun hat Bernhard Kopp ein Buch veröffentlicht Gewinnen beim Doppelkopf. So spielen Könner, das mich nach zwanzig Jahren Doppelkopfspiel als Anfänger entlarvt und eines anderen belehrt. Herr Kopp, der sich auf den Deutschen Doppelkopf-Verband beruft, verlangt als entscheidende Fähigkeit für den Erfolg eine Spielweise, die den Partner befähigt, „in unseren Karten wie in einem offenen Buch zu lesen“. Er entwickelt daher für unterschiedliche Kartenzusammenstellungen ein festes Regelwerk von Ansagen, das typisiert in etwa folgendermaßen lautet: Beginnt Spieler Ost und wirft ein Kreuz As, ruft dazu „Re“, bevor die Karte den Tisch berührt hat, muß Spieler West sofort „keine Neun“ hinterherrufen, um seinem Partner mitzuteilen, daß er im Besitz von Karo König ist. Würde er damit warten, bis die Kreuz Zehn von Spieler Süd gefallen ist, wäre das ein Hinweis, daß er Kreuz-frei ist. Auf alle Fälle ist somit gesichert, daß alle Spieler wissen, daß er im Besitz von Kreuz Dame ist. Klaro!

Sollten diesen Satz eingefleischte DoppelkopfspielerInnen jetzt nicht verstanden haben, von AnfängerInnen ist das ohnehin nicht zu erwarten, keine Angst: Man muß ihn nur auswendig lernen, dann klappt es schon. Aber wehe, es hält sich einer nicht dran! Mit solchen Regeln für jegliche Situation entzieht Herr Kopp mit seinem Buch dem Doppelkopf jegliche Spekulation. Ich empfehle diesem Szenarien-Kopp ein Kartenblatt der Firma Piatnik namens Indiscretion, das von Alex Randolph entwickelt wurde, bei dem die unterschiedlichen Farben der Karten auf der Rückseite gekennzeichnet sind, was zu einer noch eindeutigeren Klärung führen wird.

Natürlich enthält das Buch noch weitere vernünftige Ratschläge. So werden zum Beispiel die allgemeinen Doppelkopfregeln erklärt. Das gerade Erlernte kann durch einen ans Kapitel angeschlossenen Test überprüft werden. Es werden Beispiele genannt zur Risikoabschätzung: Wie sollte mein Blatt aussehen, um „Contra“ oder „Re“ anmelden zu können. Auf die optische Präsentation dieses Buches muß ich allerdings „Contra“ sagen und „keine Drei“ anmelden.

Den Clou des Ganzen bildet ein Kartenbeispiel auf der Umschlagrückseite. Dort wird ein „Fleischloser“ dargestellt und gefragt, wie die Karten verteilt sein müssen, daß dieser trotz „Contra“ gewonnen werden kann. Meister Kopp bietet eine Lösung, die im idiotischsten aller Möglichkeiten bei den Parteien 120 Punkte beschert, was dann zum Sieg reichen würde. Allerdings nicht, wenn der Buchautor mit diesem Blatt in unserer Doppelkopfrunde sitzen würde.

Peter Huth

Bernhard Kopp: Gewinnen beim Doppelkopf. Walter Rau Verlag, Düsseldorf, 136 S., 24,80 DM