piwik no script img

VS-Spitzel in die BRD abgeschoben

Eine in Österreich „abgestellte“ RAF-Informantin wurde der Bundesrepublik zurückerstattet  ■  Von Wolfgang Gast

Berlin (taz) - Die Sicherheitsdirektion in Bregenz (Österreich) hat am Mitwoch eine Informantin des Kölner Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) in die Bundesrepublik abgeschoben. Die 40jährige Frau war seit Dezember 1987 in Vorarlberg untergetaucht. Sie soll jahrelang für das BfV als Informantin im Umfeld der RAF tätig gewesen sein. 1985 soll sie in England untergetaucht sein, nachdem sie wegen ihrer Spitzeltätigkeit in Verdacht geraten war. Der Leiter der Bregenzer Sicherheitsdirektion Meisl bestätigte gestern entsprechende Berichte in der östereichischen 'Volksstimme‘.

Danach hat sich das Bundesamt Ende 1987 mit der Bitte an die österreichischen Behörden gewandt, die Frau für „einige Monate“ im Vorarlberger „Ländle“ untertauchen zu lassen. Die Frau arbeite Meisl zufolge nicht mehr für das BfV, stehe aber unter dessen „besonderer Obhut“. Da von höchstens einigen Monaten die Rede gewesen sei, hätte die Sicherheitsdirektion der Bitte des BfV zugestimmt. Aus Angst vor Verfolgung sei die Frau erkrankt und in eine psychiatrische Klinik eingeliefert worden. Dort habe man eine akute Selbstmordgefahr diagnostiziert.

Als aus den einigen Monaten mehr als ein Jahr wurde und die 40jährige unerwartet im Rahmen einer Talkshow im österreichischen Fernsehen ihre Spitzeldienste einräumte, wollten die Vorarlberger Behörden den weiteren Aufenthalt der Frau offensichtlich nicht mehr dulden. Auf Anfrage hätte das Kölner Amt mitgeteilt, daß für die Mitarbeiterin in der Bundesrepublik keine Gefahr mehr bestehe.

Sie sei dann über ihre Situation in Kenntnis gesetzt und aufgefordert worden, Österreich zu verlassen. Dem soll sie sich aber widersetzt haben. Daraufhin wurde sie - „aus fremdenpolizeilichen und medizinischen Gründen“ - von den Vorarlberger Sicherheitsbehörden zum Grenzübergang Lindau gebracht und dort an die bayerischen Grenzbehörde abgeschoben.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen