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Atempause

■ Castor-Behälter rollen vorerst nicht nach Gorleben

Die Anti-AKW-Aktivisten im Wendland können sich noch einmal zurücklehnen: Frühestens im Wonnemonat Mai werden nun die Castor-Behälter mit ihrer strahlenden Fracht im Brennelemente-Zwischenlager Gorleben erwartet. Dann, so ist zu hoffen, wird die Frühlingssonne bei den Atomkraftgegnern der Republik die phantasievollsten Energien freisetzen und die Bürgerinitiativen vor Ort für die vergebliche Mobilisierung der letzten Tage entschädigen. Vorausgesetzt, die Verwaltungsrichter in Stade entscheiden in der Sache umgekehrt wie am gestrigen Dienstag.

Senkrecht in ihrem Sessel müßten dagegen die Verantwortlichen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt sitzen. Die Schamlosigkeit, mit der die Braunschweiger Beamten Arm in Arm mit den Betreibern den Einspruch gegen die Betriebsgenehmigung des Lagers in den vergangenen Monaten versanden lassen wollten, sucht ihresgleichen. Während Gericht und Kläger mit nichtsagenden Bitten um Fristverlängerung hingehalten wurden, standen im AKW Stade die Transporter schon bereit. Für dieses durchsichtige Manöver präsentierte das Verwaltungsgericht jetzt die Rechnung.

Formal ist Bundesreaktorminister Töpfer sicherlich der richtige Adressat für die Dienstaufsichtsbeschwerde, die die Gorleben-Kläger nun gegen die Braunschweiger Genehmigungsbehörde losschicken. Prophetischer Gaben bedarf es dennoch nicht, um ihre Erfolgsaussichten nahe Null anzusiedeln. Die Beamten wollten ja nur umzusetzen, was der Minister händeringend von ihnen verlangt. Töpfer muß bei der Atomentsorgung praktische Erfolge vorweisen, wenn nicht irgendwann ein Atommeiler nach dem andern mangels Entsorgungsnachweis sang- und klanglos abgeschaltet werden soll. Die internen Lager für abgebrannte Brennelemente in den AKWs quillen über. Seit gestern steht bis auf weiteres nicht mal ein Zwischenlager zur Verfügung, geschweige denn ein Endlager. Das Ende der Gesundbeterei ist in Sicht.

Gerd Rosenkranz

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