Chereau bei den Festwochen

■ Vergangene Woche wurde das Programm der diesjährigen Berliner Festwochen vorgestellt

Patrice Chereau wird mit seiner Inszenierung von William Shakespeares Hamlet vom 27. September bis zum 1. Oktober bei den 39. Berliner Festwochen gastieren. Chereau hatte den Hamlet für das Festival in Avignon 1988 inszeniert und auch in seinem Theatre des Amandiers in Nanterre bei Paris im vergangenen Dezember herausgebracht. In Berlin soll eine „dritte Version“ mit Gerard Desarthe in der Deutschlandhalle aufgeführt werden, die anschließend auch in Moskau gastiert.

Andere Theaterbeiträge für die Festwochen (5. September bis 1. Oktober stattfinden, sind ein Gastspiel aus der Sowjetunion mit dem „Theater für junge Zuschauer“ aus Wilnius/Litauen sowie eine Neuproduktion von Hansgünther Heyme. In der Theatermanufaktur und im Hebbel-Theater führt er als Beitrag der Berliner Festwochen zum 200. Jahrestag der Französischen Revolution eine „Revolutions-Revue“ unter dem Titel Der Mensch ist frei...? auf. Als Rahmenprogramm findet dazu im benachbarten Großbeerenkeller ein Gastspiel des „Dresdner Brettls“ mit Friedrich Wilhelm Junge statt. Das Motto lautet: Der Jahrestag oder: Das Paradies ist die Republik. Das war aber auch schon alles zur Revolution.

Als Höhepunkt bezeichntete Festspielintendant Ulrich Eckhardt auf der Pressekonferenz am vergangenen Freitag die Ausstellung 25 Jahre Video-Skulptur, die es in dieser umfassenden Form in Berlin bisher nicht gegeben habe. Es sei eine Bestandsaufnahme des ersten Vierteljahrhunderts der Videokunst. Die Installationen werden zuvor in Köln gezeigt, wo sie allerdings an verschiedenen Orten zu sehen sind, während sie in Berlin unter einem Dach in der Kongreßhalle ausgestellt sein werden.

Im Musikprogramm der Festwochen bildet in diesem Jahr französische Kammermusik des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts einen Schwerpunkt. Eine der „Berliner Lektionen“ im Renaissance-Theater wird der Komponist Mauricio Kagel halten. Zum ersten Mal bei den Festwochen gastiert das Leipziger Gewandhaus-Orchester. Im Hebbel -Theater wird am 7. September die Inszenierung der Oper Montezuma von Carl Heinrich Graun von der Deutschen Oper wieder aufgenommen. Uraufführungen gibt es diesmal von Ligeti, Penderecki, Frank Beyer, Ruth Zechlin. Ansonsten die übliche Mischung aus Beethoven, Bruckner, Schostakowitsch, Fischer-Dieskau und Pollini. Den Schlußpunkt der Festwochen setzt Herbert von Karajan mit Johann Sebastian Bachs h-moll Messe am 29. September und 1. Oktober.

Der Festspielintendant wurde auf der Pressekonferenz auch auf mögliche Auswirkungen der Berliner Regierungsbildung auf die Berliner Festspiele angesprochen. Eckhardt sagte dazu, die Berliner Festspiele seien eine GmbH und gehörten damit nicht nur dem Land Berlin. „Außerdem haben die Festspiele eine Intendantenverfassung und zu meinem eigenen Erstaunen ist mein Vertrag gerade bis 1995 verlängert worden.“ Die Ziele, die zum Beispiel die Festwochen verfolgten, werden nach Ansicht des Intendanten „mit Sicherheit überparteilich akzeptiert“: Die Brücke nach Osten weiterhin auszubauen und den Dialog mit der DDR zu intensivieren. Im Hinblick auf die DDR meinte Eckhardt, seit dem Stadtjubiläum 1987 datiere „eine Art Unbefangenheit im Umgang miteinander“. Fragt sich, welche Art er meint.

dpa/taz