Drucker-Warnstreiks bis Montag ausgesetzt

■ Gestern traten noch Beschäftigte in drei Berliner Druckereien in den Ausstand / Mercator-Druckerei streikte 24 Stunden / 'Tagesspiegel‘ erscheint auch heute mit reduzierter Ausgabe / Am Montag wird Entscheidung über weiteres Vorgehen fallen / Streikleitung traf sich

Am gestrigen Freitag beteiligten sich nach Angaben der IG Druck und Papier (Drupa) noch drei Berliner Betriebe an den Warnstreiks zu den derzeit laufenden Tarifverhandlungen in der Druckindustrie. Die Mitarbeiter von Elsnerdruck, der Taschenbuchdruckerei des Bertelsmann Verlags, legten am Vormittag für vier Stunden die Arbeit nieder. Bei Drescher Datendruck, einer Formulardruckerei in Buckow, traten die Beschäftigten drei Stunden in den Ausstand. Die gewerblichen Betriebsangehörigen der Mercator-Druckerei, in der der 'Tagesspiegel‘ hergestellt wird, behielt den längsten Atem. Deren befristeter Warnstreik dauerte 24 Stunden und endete am Freitag nachmittag gegen 15.15 Uhr. Insgesamt beteiligten sich am Freitag etwa 200 Beschäftigte an den Warnstreiks.

Gegen Mittag fand in der Mercator-Druckerei eine betriebliche Urabstimmung statt. Von den 89 Mitarbeitern sprachen sich 84 Prozent für Arbeitskampfmaßnahmen aus, 16 Prozent dagegen. Betriebsrat Christian Wissner äußerte sich gegenüber der taz befriedigt über das gute Abstimmungsergebnis. Um der Bereitschaft zu weiteren Arbeitskampfmaßnahmen Ausdruck zu verleihen, sei während der Arbeitszeit von der Belegschaft eine Streikleitung gewählt worden. Nach Angaben Wissners erscheint der 'Tagesspiegel‘ auch heute mit einer reduzierten Ausgabe. Er war bislang als einzige Tageszeitung in Berlin vom Druckerstreik betroffen. Am Freitag nachmittag trafen sich im Gewerkschaftshaus der Drupa Betriebsräte und Vertreter der Streikleitungen aus zehn Berliner Betrieben um Erfahrungen auszutauschen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Der geschäftsführende Vorstand der IG Druck und Papier trifft sich heute um 14 Uhr. Eine endgültige Entscheidung soll allerdings erst am Montag gefällt werden. Bis dahin sind alle Warnstreiks ausgesetzt.

Wie Lothar Weber, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Berliner IG Druck und Papier, weiter mitteilte, zeichnete sich am Abend ein „schwacher Lichtblick am Himmel“ über den Streitpunkt der Wochenarbeitszeit ab. Für die noch ausstehenden strittigen Verhandlungspunkte sei weiterhin mit befristeten Warnstreiks zu rechnen. Von einem möglichen Kompromiß hinsichtlich der Arbeitszeitregelung wußte der Geschäftsführer des Verbandes der Berliner Druckindustrie, Lenardi, noch nichts. Neben der Aktualität bei Presseerzeugnissen müsse vor allem der wirtschaftliche Aspekt bei den übrigen Druckereibetrieben berücksichtigt werden. Ein grundsätzlich freier Sonnabend für die Beschäftigten in den Druckereien könne aufgrund der Nutzungszeit der Maschinen als notwendiges Ausgleichsmoment zur verkürzten Wochenarbeitszeit nicht gewährleistet werden. Im übrigen sei die Regelung der Wochenendarbeitszeit nur ein Aspekt des Tarifverhandlungspaketes.

ki