Legalize it... den "Polenmarkt"-betr.: Polen auf dem Krempelmarkt

Betr.: Polen auf dem Krempelmarkt

Was sich da momentan in dieser vielgepriesenen Stadt der Freiheit tut, kann begeistern. Kann begeistern, wenn mensch darüber hinwegsieht, welche Nöte, Engpässe hierdurch in Polen selbst entstanden sind und noch entstehen werden. Begeistern deshalb, weil diese Halbstadt es besser wissen müßte, welche Kraft, welche Kreativität im Schwarzen Markt liegt. Wie jetzt reagiert wird, zeigt die in der Stadt weitverbreitete Mentalität der Saubermenschen und Scheinmoralisten und derer, denen Fremdes immer suspekt bleiben wird.

Diese Menschen können noch so viele Zäune errichten, noch so viele Schilder (in polnischer Sprache) aufstellen, sie werden, wie am Wochenende deutlich geworden, lediglich verdrängen, aber weiter die Früchte der von ihnen vertretenen Politik ernten. Denn das, was da aus Polen kommt, ist nur in erster Linie ein polnischer Besuch. In zweiter Linie ist es das Ergebnis auch bundesrepublikanischer Politik, jener Kredit- und Knebelungspolitik, die nicht nur im Trikont ihre Ergebnisse zeigt. West-Berlin hat dies verdient; auch die Politik der letzten Jahre hat ihre Teilschuld daran. Wer sich einlullen läßt von Feierpolitik, sich selbst wider besseres Erleben als Nabel des Wohlstandes fühlt, der sollte die Finger von Verboten, Kontrollen und Zäunen lassen. (...)

Stephan Noe, Pressesprecher der AL, nach dem Besuch des „Polenmarktes“ am 4.3.89