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Geschäftssinn und Sünde

■ „Working Girl“, der neue und oskarverdächtige Film von Mike Nichols becirct viele Frauen / Von der Tippse zur Kartellkupplerin / Firmenkonzentration stiftet Liebe

Über Geschmack läßt sich bekanntlich stundenlang streiten. Oder doch nicht? Es geht um einen Film. Kein spektakulärer, keineswegs, aber hier scheiden

sich eben die weiblichen Geister vom männlichen des Rezensenten. Die Waffen der Frauen, so der recht plumpe Titel von Working Girl des amerikanischen Regis

seurs Mike Nichols ist ein Frauenfilm, ohne Frage. Nichols gehört nach Silkwood und Die Reifeprüfung zu den Renommierten und die Künste von Kameramann Michael Ballhaus offenbaren sich schon in der Anfangseinstellung, einem brillianten Photoflug um die Freiheitsstatue herum in die Breitseite der Staten Island Fähre. An Deck sitzt Tess (Melanie Griffith), eine abendschulgebildete Sekretärin mit Ambitionen. An die großen Geschäfte in ihrem Maklerbüro will sie heran, um auch einmal zu beweisen, was sie kann. Doch die Harvardabsolventen und Männer haben immer die besseren Karten, und sexistische Rüpel sind sie obendrein.

Was macht frau also? Sie wehrt sich und wird versetzt. Die neue Chefin Katherine Parker (Sigourney Weaver) erweist sich als arrogante und karrieregeile Aufsteigerin, da hat Tess keine Chance, sich zu beweisen. Alle guten Ideen werden abgeschmettert, zum Kaffeekochen und Terminplan führen sei sie geeignet. Klein und mäuschenhaft verrichtet Tess ihren unterfordernden Job, aber aufgegeben hat sie deswegen noch lange nicht.

So weit so schlecht. Working Girl will einfach nicht in die Hufe kommen. Als sei er auf minde

stens drei Stunden angelegt, plätschert er dahin, wir erfahren viel über kleine Nickligkeiten von Frauen untereinander, von Freundschaften, von Träumen und Enttäuschungen. Das ist ganz interessant, aber es macht keinen Kinofilm aus. Jedoch gerade von diesen Sequenzen, die angeblich so viel über interfeminine Kommunikation vermitteln, fühlten sich viele Besucherinnen angesprochen.

Endlich, nach Ewigkeiten, erscheint der schönste Mann auf Amerikas Leinwänden auf der Bildfläche. Zugegeben schmierig wie selten, aber Harrison Ford hält wenigstens die Handlung zusammen. Denn nach einem Skiunfall der Chefin und der Trennung von ihrem Freund ist für Tess die Zeit gekommen, sich Jack Trainer, so der Filmname, zuzuwenden. Zunächst rein beruflich, dann auch privat. Die junge Frau fädelt einen Riesendeal mit dem Finanzmakler ein, getreu ihrem Motto: „Ich habe ein Gespür für's Geschäft und einen Körper für die Sünde“. Richtig turbulent wird es, Katherine muß noch ihren „verknöcherten Arsch“ beiseite schieben, und fertig ist das Happy End...

Jürgen Francke

UT 9, „Tivoli“ 15, 17.30, 20 Uhr

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