Knastzeitungen

■ Versuch eines Überblicks von der 'Klette‘ bis zum 'lichtblick‘

Uta Klein

Sie arbeiten oft unter harten Bedingungen. Nur selten finanziell abgesichert, häufig genug in feuchten Kellerräumen, immer von der Gnade der Anstaltsleitung abhängig: die Knastredakteure.

Fast 40 Knastzeitungen mit Namen wie 'der stachel‘ (JVA Rottenburg), 'Abstellgleis‘ (JVA Celle) oder 'Zwielicht‘ (JVA Ravensburg) werden in fast allen „Justizvollzugsanstalten“ hergestellt: im offenen Vollzug, im geschlossenen, in Gefängnissen für Jugendliche. Sie erscheinen meist drei- bis viermal jährlich, einige monatlich.

Die wenigen „etablierten“ Knastzeitschriften arbeiten mit einem hauptamtlichen Redakteur (freilich für den üblichen Knastlohn von sechs bis acht Mark am Tag), machen Öffentlichkeitsarbeit auf Weihnachtsmärkten und bei Veranstaltungen und sind optisch und inhaltlich gut gestaltet.

Die Themenvielfalt ist groß: Erfahrungsberichte aus dem Knastalltag, vom Essen, der medizinischen Versorgung, den viel zu seltenen Besuchen, Berichte über Sport, Freizeitgruppen oder andere Knastangebote, feste Sparten mit rechtlichen Informationen, Tips für Anträge oder Widersprüche und gut recherchierte thematische Beiträge über die Geschichte des Strafvollzugs, die repressive Wende der letzte Jahre, über Knastarchitektur.

Auch wenn „frei“ und „unzensiert“ auf einigen Titelblättern steht, kann das nicht darüber hinwegtäuschen, daß es Gefangenenzeitungen nur dort gibt, wo es die Anstaltsleitung genehmigt.

Paragraph 156 des Strafvollzugsgesetzes besagt, daß die Anstaltsleitung die Verantwortung für den gesamten Vollzug trägt und das Gefängnis nach außen vertritt. Daraus leiten die Anstaltsleiter (seltener: Anstaltsleiterinnen) ab, was nicht notwendigerweise so sein müßte: Sie übernehmen als Herausgeber die Zeitungen, was fatale Folgen hat. Damit entscheiden sie über Zensur (im Amtsjargon: „Entnahme“), können Knastredakteure beliebig aus der Redaktion rausschmeißen, können die Auflage senken, den Versand nach „draußen“ beeinflussen.

Drei Zeitungen ('lichtblick'/Berlin, 'Klette'/Mannheim, 'Experiment'/Adelsheim), die vor dem Druck nicht vorgelegt werden müssen, zeigen, daß es auch anders geht. Hier wird die Redaktion von Inhaftierten gebildet, die auch presserechtlich verantwortlich sind. 'Klette‘

1987 war durchgehendes Thema fast aller Gefangenenzeitungen das zehnjährige Bestehen des Strafvollzugsgesetzes. 1977 verabschiedet, sollte es den Strafvollzug reformieren, sah den offenen Vollzug als Regelvollzug vor, stellte die Resozialisierung, die Wiedereingliederung der Inhaftierten in die Gesellschaft als Sinn und Zweck der Inhaftierung dar.

Doch seit 1983 rückt der Schuld-und-Sühne-Gedanke wieder in den Vordergrund, werden Vollzugslockerungen drastisch zurückgeschraubt. Über die repressive Wende wurde in den Knastzeitungen gut recherchiert und ausführlich berichtet.

Das Thema (Ende 1988) - und mit Sicherheit Seitenfüller ist die geplante Änderung des Strafvollzugsgesetzes, die bereits im September 88 vom Bundesrat einstimmig beschlossen worden ist. Im Bundestag wird sie demnächst zur Abstimmung vorliegen.

Die geplanten Änderungen gehen an die Substanz der Reform. Lockerungen (Urlaub usw.) sollen eingeschränkt und daran bemessen werden, ob die Gefangenen durch ihr Verhalten in der Haft die Bereitschaft zur Mitwirkung an Behandlungsmaßnahmen zeigen. Der Rechtsschutz soll eingeschränkt werden, indem in Zukunft auch Anwaltspost geöffnet werden darf, und und und.

Genauer nachzulesen unter anderem in der 'Klette'/Mannheim Nr.4/88 oder in 'Zwielicht'/Ravensburg Nr.21

Anschriften: 'Klette‘, Hermann-Herder-Straße 8, 7800 Freiburg; 'Zwielicht‘, Hinzistobel 34, 7980 Ravensburg 'Diskus‘

'Diskus 70‘ ist Sprachrohr für alle Haftanstalten Bremens. Seit 1970 erscheint sie alle drei Monate, ist also eine der ältesten Gefangenenzeitungen überhaupt. 1.000 der 1.200 Hefte pro Ausgabe bleiben im Knast, 200 werden an öffentliche Einrichtungen geschickt. Leider gibt es keine Hefte - wie aber auch bei den meisten anderen - an Ständen in der Stadt, in Buchläden oder bei Veranstaltungen zu kaufen.

Die Leserbriefe in Nr.3/88 zeigen, wie wichtig Rechtsinformationen für die Gefangenen sind. Die Redaktion wird aufgefordert, mehr Urteile als bisher abzudrucken. Dabei hat 'Diskus‘ genauso wie fast alle anderen Knastzeitungen regelmäßige Informationen zum Thema Recht, die von Johannes Feest und Wolfgang Lesting vom Strafvollzugsarchiv der Uni Bremen mitgeteilt werden. Die beiden (Mit)kommentatoren des Alternativkommentars zum Strafvollzugsgesetz informieren regelmäßig in Rundschreiben alle Redaktionen, schicken ihre Aufsätze, Merkblätter und ausgewählten Gerichtsentscheide zu.

Gefangene kommen im Knast kaum an genaue Auskünfte, wie sie im Fall der Entlassung mit Behörden umgehen müssen. 'Diskus‘ 3/88 befaßt sich mit der Entlassung, druckt die Bestimmungen für die Gewährung von Sozialhilfe ab, gibt detaillierte Informationen.

Wer sich übrigens weitergehend mit Inhaftierung und deren Geschichte beschäftigen will: In dieser Ausgabe kann man über die Knastarchitektur lesen. Die Skizzen und Ausführungen (ein Nachdruck aus dem 'Durchblick‘ Nr.1) machen das Prinzip deutlich: „Alles sehen, ohne gesehen zu werden.“

'Diskus‘, Sonnemannstraße 2, 2800 Bremen 21 'Alcatraz‘

Ganz im Zeichen der Zeit steht 'Alcatraz‘ aus Wolfenbüttel eine noch ziemlich junge Zeitung. Das Dezemberheft 88 ist dem Modethema Computer gewidmet. Bei der 'Alcatraz‘ hat das einen aktuellen Anlaß. Vor längerer Zeit schon wurden der Redaktion zwei komplette Personalcomputer gespendet. Ein Grund zum Jubeln, langt es bei den Spenden sonst doch höchstens nur zu Schreibmaschinen, eine ausrangierte Druckmaschine ist schon Luxus.

Mit den PCs könnte einiges gemacht werden. Vor allem das Erlernen von Programmen wie solchen zur Textverarbeitung oder fürs Layout, die die berufliche Qualifikation für die zukünftig Entlassenen erhöhen.

Doch soweit kam es bislang nicht. Aus Gründen der Sicherheit und Ordnung und der Bewahrung des Anstaltsfriedens wurde die Benutzung bislang nicht erlaubt.

Dabei wurde in NRW just vom Justizminister Krumsiek persönlich ein mit mehreren PC-Arbeitsplätzen ausgestatteter Schultrakt in der JVA Iserlohn eingeweiht und 1987 schon in einem Erlaß des niedersächsischen Justizministers der Gebrauch von nicht verbundenen Computern in speziellen Schul - oder anderen Räumen genehmigt.

Die Redaktion der 'Acatraz‘ ist geschäftstüchtig. Was andere Knastzeitungen zu wenig versuchen, führt in der 'Alcatraz‘ zu einer Kuriosität. Die Suche nach Anzeigenkunden zur Finanzierung der Zeitungen, immerhin erfolgreich mit sechs Inseraten durchgeführt, hat gleich zwei Werbeanzeigen eines Detektivs zur Folge.

Leider auch hier wie in vielen Knastzeitschriften: frauenfeindliche Witze.

'Alcatraz‘, Ziegenmarkt 10, 3340 Wolfenbüttel 'Will(n)ich‘

'Will(n)ich - Kunstmagazin der JVAs Willich I und II‘ wurde erst 1987 gegründet und ist bisher viermal erschienen. In der letzten Ausgabe Nr.4/88 wird der Frust beschrieben, dem die Knastredaktionen ausgesetzt sind: „Nichts ist undankbarer, als sich in der GMV oder Redaktion zu engagieren - von beiden Fronten bekommt man sein Fett. Dabei gehen vor allem die Vorwürfe der Mitgefangenen nahe. Am härtesten trifft der Vorwurf der Alibifunktion. Aber GMVen und Gefangenenzeitungen sind nicht ungnädig bewilligte, sondern auch mühsam ertrotzte Einrichtungen.“

Und die 'Will(n)ich'-Redaktion hat etwas ertrotzt, das sie anderen Zeitungen voraus hat: Das Heft wird von Männern und Frauen gemeinsam gestaltet. Die Redaktion setzt sich aus Männern aus Haus I der JVA Willich und aus Frauen des Hauses II zusammen. Getrennte Redaktionssitzungen finden einmal wöchentlich, gemeinsame alle eineinhalb Monate statt, „eine kleine Revolution für den Strafvollzug“, wie ein Redakteur schreibt.

Zur Zeit ist 'Will(n)ich‘ die einzige Knastzeitung, in der regelmäßig Frauen über ihre Haftsituation schreiben: über Sexualität, über die Erfahrungen einer ausländischen Gefangenen, über Freizeitgruppen und Brieffreundschaften.

'Will(n)ich‘, Gartenstraße 2 (Frauenhaus), Gartenstraße 1 (Männerhaus), 4156 Willich 2 'Die weiße Frau‘

Die einzige Frauenzeitung, die in den letzten Jahren mehr oder weniger regelmäßig, zumindest öfter erschienen ist, war 'Die weiße Frau‘ aus Schwäbisch-Gmünd. Das Vorletzte, was von ihr zu hören war, war ein kleiner taz-Aufruf Anfang 1988: „Die neuen Redaktionsfrauen arbeiten an einer neuen Ausgabe der Zeitung.“

Auf mein Schreiben kam keine Antwort mehr. Erst Mitte Januar erreichte mich ein Brief. Wegen Entlassung einiger Mitarbeiterinnen mußte die Redaktion wieder neubesetzt werden. Ein regelmäßiges Erscheinen der Zeitung ist nun geplant. Hoffentlich klappt's.

'Die weiße Frau‘, Herlikoferstraße 19, 7070 Schwäbisch -Gmünd 'Haberfeld‘

Bayern spielt eine Außenseiterrolle. Erscheinen in Nordrhein -Westfalen zur Zeit zwölf Zeitungen, in Niedersachsen sechs, in Baden-Württemberg sieben beispielsweise, gelangt in Bayern keine einzige Zeitung an die Öffentlichkeit. Bei ja immerhin 38 Gefängnissen und acht Jugendarrestanstalten, bekannt für einen repressiven Vollzug, wurden uns zwei Zeitungen genannt. Allerdings bekamen wir nur ein Heft zugeschickt, und das nur „ausnahmsweise“: die Zeitung 'Nie‘ aus Niederschönenfeld. Weitere Exemplare werden uns „wegen des mit einem Versand verbundenen erheblichen Verwaltungsaufwands“ nicht zugeschickt, auch nicht nachdem wir die Kostenübernahme zugesichert hatten.

1985 hatte sich in Bayern eine Zeitung namens 'Haberfeld‘ außerhalb der Anstaltsmauern gegründet, die inzwischen eingegangen ist. Für 'Haberfeld‘ schickten Inhaftierte aus verschiedenen JVAs Beiträge, die Redaktionsarbeit konnte im Gefängnis nicht stattfinden, die technische Produktion auch nur draußen. Natürlich war die Zeitschrift den wenigsten Gefangenen auch zugänglich.

Wer sich für 'Haberfeld‘ interessiert, kann bei der 'Palette - Zeitschrift für Neueste Literatur‘ das Heft „Knastliteratur“ von 1987 für drei Mark nachbestellen. Dieses Heft wurde unter Mitarbeit zweier Knastautoren in Gemeinschaftsproduktion mit 'Haberfeld‘ hergestellt. Kantstraße 33, 8400 Bamberg 'Blickpunkt‘

Der 'Blickpunkt - Insassen-Journal der JVA Fuhlsbüttel-Santa Fu‘ widmet seine letzten Ausgaben den Auseinandersetzungen um ein ehemaliges Redaktionsmitglied. Gemeint ist Peter -Jürgen Boock, der, seit Ende 1987 in Hamburg inhaftiert, bis zum August vergangenen Jahres bei der Redaktion mitarbeitete. Hervorragende Artikel hat er geschrieben, im Januar 88 über Zellenfilzungen, im März einen Beitrag darüber, daß trotz Arbeitspflicht Gefangene nicht in der Rentenversicherung sind. Vorabdrucke seines kürzlich erschienenen Essaybandes Das schwarze Loch über Isolationshaft, Hochsicherheitstrakte und Sicherheitsverwahrung. Wie tief jedoch der Graben zwischen prominenten „Politischen“ und den anderen Knackis sein kann, zeigen die Äußerungen der letzten Monate. Seit Peter-Jürgen Book ein Gnadengesuch an den Bundespräsidenten gestellt hat (ebenso wie das ehemalige RAF-Mitlied Angelika Speitel, die soeben von Weizsäcker begnadigt wird) und ab Januar 1988 damit und mit seinem Roman Abgang die Schlagzeilen der Medien füllte, sind die Mitgefangenen ziemlich sauer.

So soll beispielsweise die taz erst über den 'Blickpunkt‘ berichtet haben, als Peter-Jürgen Boock in dessen Redaktion eingetreten war, vorher aber nicht einmal die Post beantwortet haben, sagt der jetzige Hauptredakteur. Ein Mitarbeiter des Kulturteams verurteilt das Verhalten bekannter „Stars“, die früher nur Absagen parat hatten, aber seit Boocks Mitgliedschaft im Kulturteam Auftritte sofort zusagen.

Durch eine Äußerung in einem 'Zeit'-Beitrag über Boock im Juni vergangenen Jahres fühlten sie sich diskriminiert: Die Mitherausgeberin Marion Gräfin Dönhoff hatte unbedacht argumentiert, eine Wiederholung der Taten Boocks erschiene aus mehreren Gründen ausgeschlossen. Dies sei eine Gewähr, „die man bei 'normalen‘ Tätern im allgemeinen“ nicht habe. Damit wollte sie eine unterschiedliche Behandlung (Begnadigung vor der Zweidrittel-Verbüßung) der vermeintlich gleichen Tat (Mord) begründen.

In der Novemberausgabe des 'Blickpunkts‘ kam es anläßlich des Themas auch noch zur Zensur. Ein Leserbrief durfte nicht veröffentlicht werden, da „über die besagte Person“ nichts mehr erscheinen solle.

So verständlich verärgerte Reaktionen auch sind - Peter -Jürgen Boock kann für seine Medienwirksamkeit und Frau Dönhoffs Einstellung ja nun auch nichts. Und opportunistisch hat er sich keineswegs verhalten, trotz der Begnadigungsdebatte.

Im Novemberheft findet sich - völlig unabhängig von dieser Auseinandersetzung - ein gelungener Beitrag mit dem satirischen Titel „Alternatives Reisen in der BRD“, Reiseimpressionen von einer Fahrt mit der „Grünen Minna“ eines Gefangenen. Der Transport, schon vor Jahren Stoff für eine Erzählung von Felix Kamphausen (Transport, Reiner Padliguer Verlag) und absoluter Horror für alle Knastinsassen, führte in diesem Fall den Autor vom bayerischen Straubing nach Frankenthal in der Pfalz. Angefangen mit den üblichen Entkleidungsritualen in der „Abgangszelle“, der Fahrt zusammen mit Mitreisenden, die die Psychiatrie des Gefängnisses gerade hinter sich haben, Pausen in sämtlichen Knästen auf der Strecke, Beinaheschlägereien mit acht Mann in einer Übernachtungszelle und die vielen (Nicht)reaktionen der PassantInnen beim Vorüberfahren. Komischerweise grüßen die Schwarzen immer, schreibt er.

'Blickpunkt‘, Am Hasenberge 26, 2000 Hamburg 63 'der lichtblick‘

Ein legendäres Fossil ist inzwischen der Berliner 'lichtblick‘, um den es in der Vergangenheit heftigen Streit zwischen dem damaligen 'Durchblick‘ und der 'lichtblick' -Redaktion gab.

Der 'lichtblick‘ wurde kurz nach seinem Erscheinen 1968 als „angebliche Gefangenenzeitung“ angesehen, die die volle Unterstützung der Knastverwaltung hätte, aus Mitteln des Juistizsenators finanziert würde und dessen Redaktion kein Mitspracherecht hätte. Daher wurde von anderen Gefangenen aus Tegel der 'Durchblick‘ gegründet, im Kollektiv im Knast hergestellt. Es gab harte Restriktionen seitens der Anstaltsleitung: Zellenfilzungen, Beschlagnahmen der Exemplare, Verlegungen der Redakteure. 1968 wurde der 'Durchblick‘ eingestellt.

Tatsache ist, daß die mit Abstand auflagenstärkste Zeitung 'lichtblick‘ (5.000 Exemplare), die seit 20 Jahren durchgehend erschienen ist, einiges durchgesetzt hat. Die Artikel müssen nicht der Anstaltsleitung vorgelegt werden wie bei fast allen anderen Knastzeitungen -, was freilich einige Gerichtsprozesse zur Folge hatte.

In den letzten Heften äußert die Redaktion zunehmend Sorgen. Seitdem ein neuer Vollzugsleiter in Tegel arbeitet, der für den 'lichtblick‘ zuständig ist, wird der Redaktion die Öffentlichkeitsarbeit fast unmöglich gemacht. Es dürfen keine Journalisten anderer Zeitungen mehr zur Redaktion, die Telefonkontakte werden eingeschränkt und überwacht: Als meines Wissens nach einzige Redaktion hatte sich der 'lichtblick‘ Ende 86 die Möglichkeit erkämpft, externe Telefonanrufe ohne Vermittlung der Anstalt unmittelbar auf eigenen Apparaten zu empfangen.

Die Redaktion hofft nun, daß sich der Regierugswechsel in Berlin positiv auswirken wird.

Der frühere 'Durchblick‘ indessen wird inzwischen unter „neuen Bedingungen“ herausgegeben. Eine Knastgruppe gibt ihn heraus, von denen zumindest von den Redaktionsmitgliedern der Nr.1 keiner selber Knasterfahrung hat.

Zwei Nummern sind bisher erschienen. 'Neue Folge 1‘ und 'Neue Folge 2‘ enthalten unter anderem Infos aus verschiedenen Gefängnissen, Beiträge über Knastarchitektur, über den Behandlungsvollzug und den Maßregelvollzug. Der Schreibstil vor allem in Nr.1 ist leider eine Zumutung. Nr.2 mit vielen Beiträgen von Gefangenen ist schon wesentlich verständlicher. Für das nächste Heft ist das Thema „Forderungen im Knastkampf und die Mittel zu ihrer Durchsetzung“ anvisiert.

'der lichtblick‘, Seidelstra0e 39, 1000 Berlin 27; 'Durchblick‘ c/o Buchladen Gneisenaustraße 2a, 1000 Berlin 61

Die Zeitungen können Öffentlichkeit brauchen. Unterstützung von außen durch Lesen, durch Reagieren auf Zensur, durch Mitdiskutieren. Ein Erfolgserlebnis ist es, so schreibt ein 'Blickpunkt'-Redakteur, „wenn der Richter Zickzack läuft, um dem 'Blickpunkt'-Verteiler vorm Gerichtsgebäude zu entgehen“. Gegen geringe Spenden können (fast) alle Zeitungen bestellt werden.

Anschriftenliste über die „Dokumentationsstelle Gefangenenliteratur“, Institut für Deutsche Sprache und Literatur, Fliednerstraße 21, 4400 Münster