Riad und Teheran streiten über Rushdie

■ Außenministertreffen der Islamische-Konferenz-Organisation / Streitpunkte sind die Rushdie-Affäre und Afghanistan

Riad/Islamabad (dpa/ap) - Iran und Saudi-Arabien sind sich nicht grün. In zwei wesentlichen Tagesordnungspunkten auf der alljährlichen Außenministertagung der Islamische -Konferenz-Organisation in Riad scheiden sich die Geister der schiitischen und sunnitischen Fundamentalistenregierungen: in der Rushdie-Affäre und in der Frage der Anerkenung der Übergangsregierung der Mudschaheddin.

Am Dienstag, dem zweiten Tag der auf vier Tage angesetzten Konferenz, kam es zwischen beiden Staaten zu einer öffentlichen Kontroverse. Irans Delegationsleiter Tashkeri erklärte, Khomeinis Mordaufruf gegen Rushdie werde von allen 45 Teilnehmerstaaten unterstützt. Der saudische Außennminister Al Faisal stritt dies jedoch ab. Er gab allerdings zu, daß sich die Konferenz nun doch auf politischer und nicht nur auf kultureller Ebene mit dem Thema befassen werde.

Für Zündstoff zwischen Iran und Saudi-Arabien hatte bereits im Vorfeld der Konferenz die Anerkennung der von sunnitischen Moslems beherrschten afghanischen Mudschaheddin -Regierung durch Riad in der vergangenen Woche gesorgt. Die von Iran unterstützten schiitischen Widerstandsorganisationen sind der Übergangsregierung bislang ferngeblieben, weil sie sich ungenügend repräsentiert fühlten.

Der Außenminister der Übergangsregierung, der radikale Fundamentalist Gulbuddin Hekmatiar, sagte auf einer Pressekonferenz, die sofortige Anerkennung der Regierung werde zur Stabilität in Afghanistan beitragen. Damit werde auch ein weiteres Blutvergißen unter den afghanischen Mudschaheddin-Fraktionen verhindert werden. Die Streitigkeiten über eine Regierungsbeteiligung mit den schiitischen Widerstandskämpfern seien keine Rechtfertigung dafür, seine Regierung nicht sofort anzuerkennen. Saudi -Arabien ist offenbar entschlossen, in dieser Frage seine Position durchzusetzen.

In Afghanistan selbst wird aus Kabul unterdessen gemeldet, der Angriff der Mudschaheddin sei zurückgeschlagen worden.