Die Seele verloren

■ Ausländische Presse zum Erfolg der Rechten in Hessen: Diario 16/Le Monde/Le Provencal/El Pais

Berlin (taz) - Mit dem Wahlausgang bei der Kommunalwahl in Hessen und insbesondere mit dem Abschneiden der Rechtsradikalen beschäftigten sich gestern auch viele Zeitungen im europäischen Ausland. Die liberale spanische 'Diario 16‘ beschäftigt sich mit der CDU und schreibt: „Im Hessen-Wahlkampf hat der rechte Flügel der CDU auf Fremdenfeindlichkeit gesetzt, aber die 6,6 Prozent, die für die Neonazis stimmten, haben es vorgezogen, mit ihrem Rassismus konsequent zu sein und ihre Stimme der extremen Rechten gegeben.“ Die liberale französische 'Le Monde‘ zieht Parallelen zum Erfolg der Rechten bei den Landeswahlen in Österreich: „Mit ihren Appellen an die fremdenfeindlichen und sogar antisemitischen Gefühle der Wähler haben Bundeskanzler Kohls Christdemokraten nicht nur eine Wahl, sondern auch ihre 'Seele‘ verloren. In Österreich ernten die Konservativen die bitteren Früchte dessen, was sie vor drei Jahren bei der Wahl Waldheims zum Bundespräsidenten gesät hatten.“

Die in Marseille erscheinende sozialistische 'Le Provencal‘ sieht eine europäische Tendenz zu rechten Ideologien: „Für die giftigen Frühjahrsblumen sind die Zollschranken gefallen, nachdem die braune Kraft der Berliner Neonazis nun auch den Frankfurter Römer erreicht hat. (...) Bei der Kommunalwahl in Hessen und den Landtagswahlen in Tirol und Kärnten hat sich dieselbe neonazistische Tendenz bemerkbar gemacht. Dem widerspricht die spanische 'El Pais‘ und schreibt: „Das Eintreten für eine demokratische Politik gegenüber den Einwanderern auf der Grundlage einer modernen Sicht des multikulturellen Europas wie es die Grünen und die SPD getan haben, kann sich bei Wahlen auszahlen.“