Brück bietet Hauff Koalition und Amt an

■ Der CDU-Wahlverlierer will von seinem Wahlkampf nichts mehr wissen / SPD: Mit der Gleichsetzung von NPD und Grünen werde die Schlammschlacht fortgesetzt / Neue Demonstration gegen Neofaschisten

Frankfurt (taz) - Der noch amtierende Frankfurter Oberbürgermeister Wolfram Brück (CDU) hat dem Wahlsieger Volker Hauff (SPD) gestern die Bildung einer großen Koalition im Römer vorgeschlagen. Damit, so Brück, könnten die „radikalen Kräfte“ aus dem Magistrat herausgehalten werden.

Was vor den Kommunalwahlen alles gesagt und geschrieben worden sei, dürfe jetzt - „angesichts der Wahlerfolge von NPD und Grünen“ (Brück) - nicht mehr zählen. Im Falle eines Eingehens der SPD auf seinen Vorschlag werde er sofort sein Amt an Hauff abtreten. Das „Angebot große Koalition“ gelte allerdings nur dann, wenn Hauff darauf verzichte, Grüne in den Magistrat aufzunehmen.

Hauff selbst kündigte für heute erste Gespräche sowohl mit den Grünen als auch mit den Christdemokraten an. Der Sozialdemokrat hält weiter an seiner vor der Wahl geäußerten Absicht fest, CDU-Dezernenten im neuen Magistrat zu belassen.

SPD-Sprecher Wenz warf Brück unterdessen vor, mit der Gleichsetzung der Grünen mit der NPD, die „Wahlkampf-Schlammschacht“ der CDU fortzusetzen. Wenz forderte die CDU zu einer differenzierten Betrachtung auf.

Nach der spontanen Demonstration am Wahlabend in Frankfurt protestierten am Montag nachmittag noch einmal 8.000 Menschen gegen den Einzug der NPD in den Römer. Auch der CDU -Stadtverordnete Michael Friedmann war im Nieselregen auf dem Weg zum Rathaus dabei.

Als erster Redner warnte der frühere Probst von Frankfurt, Dieter Trautwein, vor dem Versuch, mit Ausländerzahlen zu schrecken, als handle es sich bei Ausländern um einen „Bazillus“, einen „gefährlichen Krankheitserreger“. In seiner Kritik an der „zynischen und menschenverachtenden“ Wahlkampagne der CDU war er sich mit allen Rednern einig.

Als „Knebelung der Demokratie mit dem Geldsack“ bezeichnete Trautwein die Einschüchterungsversuche der Wirtschaft gegenüber der rot-grünen Koalition in Berlin.

Großen Beifall erntete der DGB-Landesvorsitzende Karl-Heinz Jungmann, der die sofortige Wiedereinstellung der beiden hungerstreikenden Gewerkschafter der Frankfurter Meßgerätefirma VDO forderte. Er nannte als Gründe für den Aufschwung der Naziparteien „Sozialabbau“ und „Verschlechterung der Lebensbedingungen und der Zukunftsperspektiven“ und trat für ein sofortiges Verbot von NPD, DVU und FAP ein.

„Diese Kundgebung kommt sechs Wochen zu spät“, sagte zum Abschluß Pfarrer Herbert Leuninger von „Pro Asyl“. Er warf der Katholischen Kirche und Teilen der Intellektuellen vor, sich nicht rechtzeitig mit „allerschärfstem Protest“ gegen die „gespenstische Sündenbocksuche“ der CDU gewandt zu haben.

kpk/Miriam Carbe