Sekt, Snacks & Schnittchen

■ Mittagspause zwischen bestdekorierten Häppchen und wunderbarer Sekttorte

Vor mir: Sekttorte! Und zwar zartgelb (mit Pfirsich) und zartschaumig-wunderbar. Von wegen Bio-Böller! Links neben mir: eine Rechtsanwältin. Die füllt aber augenblicklich ganz unjuristisch frische Fladenbrot-Dreiecke mit Salaten und Schafskäse. „Wir verkaufen weniger als auf früheren Frauenwochen“, hat sie festgestellt, trotzdem blitzgut gelaunt, und hat gleich drei Erklärungen: erstens geht die Frauen-Woche nur um ein Thema, zweitens ist das Ganze völlig ungewohnt im Frühjahr anstatt im Herbst - und drittens saumäßig spät und mager plakatiert und angekündigt.

Rechts von mir: Drei Frauen debattieren lebhaft über Gesetzesänderungen für mehr Rechte für Väter; „Ich seh dabei gar nicht, daß sie ihre Pflichten zu 50% erfüllen“, empört sich gerade eine über ihrem Kaffeebecher. Apropos: Testweise hab ich mir „Getreidekaffee“ bestellt, der überhaupt nicht nach Ersatz oder Nachkriegszeit schmeckt.

„Ziemlich verwirrend“ finden zwei Studentinnen der Hochschule Bremen die Uni-Räumlichkeiten und vielen Ebenen. „Wie aufgescheuchte Hühner“ wären die Sportinteressentinnen durch den Sportturm geirrt. Aber „Frauen in Bewegung“, das sei dann toll gewesen.

In der Ecke machen gerade Frauen des Bildungsurlaubs „Frauenleben und Kinderwunsch“ Pause. Sie sind hin- und hergerissen: „Jeden Tag bis 14 Uhr, da können wir bei ganz vielem nicht mitmachen!“ Aber das Gesetz gibt sich eisern: Nur mit bescheinigter Anwesenheits-Pflicht gibt es eine Freistellung vom Job, nicht für die Frauenwoche im allgemeinen. Warum das innerhalb der Frauenwoche nicht trotzdem lockerer organisierbar ist, hab ich nicht verstanden. Zwei von ihnen tragen Kinder im Bauch. „Deshalb bin ich dabei“, erklärt die eine, „wegen der Mutter-Rolle und meinen anderen Interessen. Früher hab ich selber noch gedacht, die ersten drei Jahre gehören Mütter glücklich und total nach Hause...“ Gentechnologie ist für beide kein praktisches Thema; einen Test auf mögliche Behinderungen des Ungeborenen „machen wir sowieso nicht, sowas.“

Draußen schieben gerade zwei junge Männer einen bunten Bollerwagen voller kleiner Pökse vorbei - in Richtung Kinderbetreuung. „Das müßte es auch für 1-3jährige geben“, finden die Frauen am Tisch, „sonst können viele nicht kommen!“ Tenor bei eigentlich allen, die ich auf dem Flur und im Cafe gefragt habe: Die Konzentration auf einen Themenschwerpunkt kommt gut an: „Das hat wieder mehr politische Dimesionen dieses Jahr“. Auch wenn vielleicht deshalb weniger Frauen gekommen sind.

Kleine Kunstwerke sind übrigens die Salate und Schnittchen: Da kräuseln sich wie nach japanischem Design Sojasprossen mit zwei Radieschenscheiben auf einer Brot-Ecke über selbstgemachter Tomaten-Paste. Paste, hört sich schrecklich an. Schmeckt wunderbar: nach Pasta in Italien. Ich finde sämtliche Essensstände verführerisch: ungiftige Zutaten, appetitliche Aufmachung. „Seid Ihr wirklich so extrem?“ fragt ein junger Mann, der nichts kaufen darf. „Ja.“ S.P