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Amok in Moabit

■ Mehrere Verletzte bei Verfolgungsjagd auf Dieb

Wilder Westen in Moabit. Kurz nach 14 Uhr raste gestern ein Juwelendieb mit seiner Beute aus einem Juwelierladen an der Turmstraße 35. Eine Verkäuferin jagte hinterher, und auch einer Zivilstreife blieb der räuberische Diebstahl nicht verborgen. Als der Dieb gerade in einem gestohlenen Wagen flüchten wollte, sprang einer der Zivilbeamten vor den Wagen, mußte aber der geballten Kraft des anfahrenden Autos weichen. Der Mann donnerte wild entschlossen mit 140 Stundenkilometern über Grün- und Mittelstreifen im Tiergarten und überfuhr zahlreiche rote Ampeln. Nach Aussage der Polizeileitstelle jagten zur Unterstützung der Zivis weitere Beamte in ihren Wagen hinter dem Dieb her. Der Amokfahrer verursachte unterwegs vier Verkehrsunfälle und blieb schließlich in einem Taxi, mit dem er frontal zusammenstieß, stecken. Der Taxifahrer wurde schwer verletzt. Der Juwelendieb liegt im Krankenhaus. Zwei weitere Passanten wurden leicht verletzt.

Eine von drei Müttern mit Kinderwagen, die die Verfolgungsjagd beobachteten und in panischer Angst mit den Babytransportern die Flucht ergriffen, will jetzt Anzeige gegen die Polizei erstatten. „Der Täter wurde von echten Draufgängern, Zivilbeamten, die aussahen wie Miami-Vice -Typen, verfolgt. Diese Hetzjagd war unverantwortlich. Durch das Verhalten der Polizei sind Autofahrer und Fußgänger unnötig gefährdet und verletzt worden. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel war nicht gegeben“, meinte die Frau gestern abend zur taz.

Diese Aussagen wurden auch durch einen weiteren Zeugen bestätigt, der allerdings sogar eine Schießerei zwischen Polizei und Dieb gesehen haben will. Das allerdings dementierte ein Polizeisprecher nachdrücklich.

Th.D.

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