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Oberschulrat kritisiert Schulsystem

■ CDU veröffentlicht internes Behörden-Papier, in dem Oberschulrat Voßmeyer die Probleme des Bremer Schulsystems ungeschminkt darstellt / Gesamtschule hat bei LehrerInnen und Eltern „keine Akzeptanz“

Die integrierte Gesamtschule „hat weder in der Lehrer- noch Elternschaft annähernd das Maß an Akzeptanz, das Voraussetzung für eine flächendeckende Umwandlung der Sekundarstufe I wäre“ - diese vernichtende Bestandsaufnahme darüber, wie weit die Schulrealität 1989 noch weg ist vom Auftrag des Schulgesetzes anno 1975, die Gesamtschule als Regelschule zu entwickeln, stammt nicht aus CDU-Feder, sondern von Schulrat Lothar Voßmeyer aus der Bildungsbehörde selber. Der CDU-Bildungspolitiker Klaus Bürger konnte das behördeninterne Papier, das ihm „in den Briefkasten gesteckt“ worden sei, gestern zur Bestätigung seiner Kritik an der Zielsetzung der Gesamtschule vorstellen. Unter dem Datum des 2.11.88 zeichnete Voßmeyer dieses ungeschminktes Bild der Bre

mer Schullandschaft: In der Leh

rerschaft „fehlt bisher das Rüstzeug“ für einen Schritt zur Gesamtschule, und schließlich sei die erforderliche „politische Durchsetzungskraft nicht erkennbar“. Das punktuelle Durchbrechen der Abteilungsgrenzen in den Schulzentren sei „theorielose Bastelei“, schreibt der Oberschulrat, und hätte mit Gesamtschule „nichts zu tun“. Die Orientierungsstufe sei „noch nicht wirklich akzeptiert“ und gelte in Lehrer-wie Eltern-Kreisen als „Organisationsform, die schulisches Lernen mehr hemmt als fördert“.

Für den CDU-Bildungspolitiker Bürger sind die Probleme in der Schulpolitik gute Gründe für eine Abkehr von den Reform -Zielen der 70er Jahre, aber nicht nur die. Bürger erinnerte auch an die CDU-Forderung, daß alle 10jährigen, die von ihren Eltern für das

Bilinguale Gymnasium angemeldet wurden, die beiden Orientierungsklassen mit intensivem Englisch-Unterricht durchlaufen können. Die 268 angemeldeten Kinder auf ihre Sprachbegabung zu prüfen, bevor sie die erste Stunde Englisch bekommen haben, lehnt die CDU ab. Anstatt das Bilinguale Gymnasium auf 50 Kinder zu beschränken, sollte ein zweites für Französisch gegründet werden, meinte Bürger. Daß dies auf Kosten der schon oft unterfrequentierten Gy -Klassen an den Schulzentren geht, von denen einige geschlossen werden müßten, liegt - so Bürger - durchaus „im bildungspolitischen Interesse“ der CDU.

Gescheitert ist für Bürger auch das Schulstandort-Konzept (STEP), das im vergangenen Jahr nach großen Konflikten von der SPD beschlossen wurde. Allein in

diesem Jahr seien, so berichtet der CDU-Politiker, 400 Kinder mehr als geplant in der Grundschule angemeldet worden. Die Geburtenrate steige („und das bedeutet letztendlich auch ein Ansteigen der Kinderzahl“), die Einwohnerzahl steige und hinzu kämen die Aussiedler-Kinder, somit seien die Planungsdaten veraltet. Bremen kann also weniger Schulen schließen als geplant und braucht mehr LehrerInnen; eine jährliche Einstellung von 120 LehrerInnen wäre angemessen, meinte Bürger. Dies könnte auch die Alterstruktur hinreichend korrigieren. Bislang geht die Bildungsbehörde davon aus, daß es 1995 keinen Vertretungsbedarf in „Mutterschaftsfällen“ bei Grundschullehrerinnen mehr geben wird. Schon jetzt ist 2/3 des Lehrpersonals in dieser Schulstufe über 40 Jahre alt.

K.W.

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