Das Handwerk braucht Lehrlinge

■ betr.: „Kaum Lehrstellen“, taz vom 10.3.89

(...) Offenbar haben Sie die Januar-Statistik meines Hauses ausgewertet und sind zu dem Schluß gekommen, es gäbe kaum Lehrstellen in Bremen. Dabei haben Sie offensichtlich das Vorschaltblatt übersehen, in dem es u.a. heißt: „Aus diesen Zahlen allein kann kein Rückschluß auf das Gesamtangebot und die Gesamtnachfrage auf dem Ausbildungsstellenmarkt gezogen werden.“

Die Inanspruchnahme der Abteilung Berufsberatung ist ja völlig freiwillig. Firmen können ihre Stelle meinem Hause melden, Jugendliche können die Beratungs-und Vermittlungsdienste der Berufsberatung in Anspruch nehmen.

Sowohl die Jugendlichen als auch die Firmen, Verwaltungen und sonstigen Stellen, die Ausbildungsstellen vergeben, werden immer wieder gebeten, mir mitzuteilen, ob ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen worden ist. Häufig wird das aber unterlassen oder vergessen. Ich schicke Jugendliche so lange zu Firmen, bis ich tatsächlich weiß, daß die Ausbildungsstelle besetzt ist. Das hat zur Folge, daß die Mädchen und Jungen oft erfahren müssen, die Stelle sei schon besetzt, und dann völlig frustriert sind. (...)Ich kann mit gutem Grund davon ausgehen, daß Ende Januar wesentlich mehr Ausbildungsstellen besetzt waren, als mir gemeldet worden sind.

Zur Situation: Auch in Bremen hat sich die Ausbildungssituation gegenüber den vergangenen Jahren wesentlich verbessert. (...) Am 22.02.89 hatte ich 1 100 noch nicht besetzte Ausbildungsstellen, und es kommen täglich neue dazu. Das heißt nicht, daß man schon von einem ausgeglichenen Verhältnis von Nachfragern zu Anbietern sprechen könnte.

Betrachtet man die Situation etwas differenzierter, so kann man feststellen, daß es für die meisten handwerklichen Berufe an Bewerbern fehlt. Das Handwerk sucht händeringend Lehrlinge. In den Verwaltungs-und Büroberufen gibt es bei weitem nicht genug Ausbildungsstellen. Oft passen auch die Anforderungen, die an diese Berufe gestellt werden, nicht mit dem zusammen, was die jungen Leute bieten können. Ob in dieser Hinsicht jemals ein Ausgleich zu erreichen sein wird, bleibt fraglich.

Barz, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

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