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Arbeiter-Selbstverleih

■ Frühere Schiffbauer der Jansen-Werft gründen GmbH, um sich selbst an andere Betriebe zu verleihen

Wenn man arbeitslos ist, kann es eigentlich nur noch besser werden. Warum sich nicht selbständig machen? Nach dieser Devise haben jetzt die ehemaligen Beschäftigten der Jansen -Werft in Leer gehandelt. Ihr Betrieb ging vor zwei Jahren in Konkurs. Jetzt haben die herrenlosen Arbeiter eine eigene GmbH gegründet. Zweck des Unternehmens: Die Arbeiter wollen sich selbst an Werften der Umgebung verleihen, allerdings nur für eine Übergangszeit. Endziel soll deshalb eine Produktionsgesellschaft sein, die selbst Aufträge akquiriert. Verhandlungen mit ostfriesischen Nachbargemeinden sind im Gang. Projekte: historische Kanalbrücken, die das traditionelle Bild der ostfriesischen Fehnlandschaft wiederherstellen sollen, sowie historische Schiffe für Sight-seeing-tours. Eine Gemeinde will ihre gesamte Stromversorgung auf Windrotoren umstellen, die von Jansenarbeitern gebaut werden sollen. Daran ar

beiten die Elektriker der Werft schon - in den Räumen der Leeraner Volkshochschule. Denn was ihnen fehlt, sind eigene Werkstätten, seitdem ihre frühere Werft an eine Hamburger Anwaltskanzlei verkauft worden ist. Diese Anwälte haben sich vorgenommen, Hallen und Helgen an Unternehmen aus dem süddeutschen Raum zu verpachten, bisher ohne Erfolg.

Die vergangenen zwei Jahre haben die Werftarbeiter in Umschulungskursen verbracht, die im Laufe des kommenden Sommers auslaufen. Dann soll es losgehen, erstmal mit dem Verleihen. Anteilseigner der neuen GmbH sind die Arbeiter selbst, allerdings ohne ihren Sparstrumpf als Kapitaleinlage beizusteuern. Geschäftsführer wird ein früherer Angestellter der Werft. Der Landkreis und die Stadt Leer haben zusammen 50.000 Mark beigesteuert, als Startkapital.

mw

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