Bauern gegen Öko-Zwang

■ Landwirtschaftkammer diskutierte mit Politikern und Wissenschaftlern über Landwirtschaft und Umweltschutz

„Die Landwirte dürfen nicht zum Prügelknaben der Nation gemacht werden“, wetterte Edgar Jansen, Direktor der Landwirtschaftskammer Bremen, gestern auf einer Veranstaltung seiner Organisation. Allerdings waren die Worte einmal nicht gegen die EG gerichtet, sondern gegen die Bremer Landesregierung. Thema der Veranstaltung: Landwirtschaft und Naturschutz.

„Man kann die bäuerliche Produktion nicht um 50 oder 100 Jahre zurückdrehen,“ war der Kammerpräsident überzeugt. Zwar sei er auch für Umweltschutz, der könne aber nur mit den Bauern gemeinsam, nicht gegen sie gemacht werden. Anstelle der Einschränkung der landwirtschaftlichen Tätigkeit durch die viel zu strenge Ausweisung von Naturschutzgebieten und weitere Verordnungen müsse es freiwillige Vereinbarungen geben, die den Bauern ihre Existenz sicherten. Damit hatte Jansen nicht nur die Mehrheit der WissenschaftlerInnen und VerbandsvertreterInnen auf dem Podium hinter sich, sondern auch das Publikum. Und damit war dann auch die Orientie

rung der Veranstaltung klar: Nicht die Möglichkeiten einer ökolgisch orientierten Landwirtschaft standen im Vordergrund, sondern ihre Kosten.

Senatsdirektor Jürgen Lüthge von der Umweltbehörde mußte denn auch heftige Kritik einstecken. Die Umweltpolitik der Bremer Landesregierung sei übertrieben, Ausgleichszahlungen an die Bauern nicht sichergestellt und viel zu gering. Dies sei auch der Grund für das kaum vorhandene Interresse der Landwirte an freiwilligen Vereinbarungen, soweit diese denn möglich seien. Und der Umgang mit der Industrie, die ebenfalls einen großen Anteil an der Umweltsituation habe, sei viel zu milde. Lüthge räumte finanzielle Schwierigkeiten ein, sah aber keine Alternative zu der bisherigen Politik. Das Ergebnis der Veranstlatung formulierte Thomas Warnken vom WWF denn auch eher vorsichtig: „Vor 5 Jahren hätte man das Thema noch Landwirtschaft oder Naturschutz nennen müssen. Aber heute haben wir eine Grundlage, auf der wir sachlich diskutieren können.“ om