Gaaanz ruhig

■ 120 Autonome demonstrierten gestern gegen die Räumungen: Ratlosigkeit vor dem Rathaus

Power äußerte sich nur in den lautstark skandierten Sprüchen wie: „Wir sind nicht alle, es fehlen die Gefangenen!“ Rund 120 Autonome hatten sich gestern vor dem besetzten Haus in der Nostizstraße 49 zusammengefunden, um gegen die Räumungen vom Vortag zu protestieren. Doch die rechte Begeisterung wollte sich offenbar nicht einstellen. Gemächlich trottete das Grüppchen die wenigen hundert Meter zum Rathaus Kreuzberg.

Einige nervöse Autofahrer bekundeten auf der Kreuzung Mehringdamm ihren Unmut über die kurzzeitige Verkehrsstockung durch anhaltendes Hupen. Der Zwischenstopp auf der Kreuzung dauerte kaum fünf Minuten, dann setzte sich der schwarze Pulk auch schon wieder in Bewegung.

Begleitet wurde er von zwei Wannen. Knüppel und Helme blieben aber in den Wagen. Vor dem Rathauseingang hatten sich acht Beamte postiert und traten gelangweilt von einem Fuß auf den anderen. Auch daß die Autonomen trotzig auf der Straße stehen blieben, anstatt sich brav auf dem Rathausvorplatz zu sammeln, löste nicht die erwünschte Provokation aus. Der Einsatzleiter der Polizei bat freundlich durchs Megaphon, doch bitte die Straße freizumachen: „Wir haben die Leute an den Bushaltestellen nicht gewarnt. Die stehen jetzt dahinten und warten auf ihren Bus.“ Als die Autonomen zunächst keinen Meter zur Seite wichen, schüttelte er nur verständnislos sein bärtiges Haupt. Sein Appell blieb dann aber doch nicht ohne Wirkung. Anstandslos wurde der 28er und kurz darauf der 19er Bus durchgelassen.

An der Kundgebung hatten die DemonstrantInnen offenbar selbst das Interesse verloren. Auch nach mehrmaliger Aufforderung äußerte sich nur eine Frau zu den Räumungen und zur Senatspolitik. Ratlos standen die Leute auf der Straße herum. Auch die gerufenen Sprüche wurden leiser. Die Erleichterung stand den DemonstrantInnen ins Gesicht geschrieben, als die Aktion nach zwanzig Minuten aufgelöst wurde.