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Neuer Kurs - wohin?

■ Zum Parteitag der italienischen Kommunisten

Man kann, gewiß, über viele Punkte des neuen PCI-Kurses streiten. Doch kein Zweifel: Italien hat wieder eine Opposition. Daß sich die Kommunisten nach fast zwei Jahrzehnten Kungelei mit den Regierungsparteien von diesen entschieden absetzen, findet den Beifall nicht nur der großen Mehrheit der PCI-Mitglieder. Dabei ist diese „Wende“ keineswegs eine direkte Folge des galoppierenden Wählerschwundes - da hätte man schon viel früher umschwenken müssen. Erst die jüngste Wahl in Südtirol hat dem PCI gezeigt, daß seine Stimmen nicht mehr nur im „klassisch“ linken Lager rotieren: erstmals waren da PCI-Wähler massenweise den Grünen zugelaufen.

Parteichef Occhetto hat die Konsequenzen gezogen, und so scheinen Teile des „Wende„-Programms von den Grünen abgeschrieben; die „Welt der Arbeit“, bisher Hauptthema aller Parteitage, rangiert, nach Frauen, Drogen, Europa und vielem anderen, erst an elfter Stelle. Daß Sozialistenchef Craxi diese Entwicklung als gefährlich für sich ansieht, ist nicht verwunderlich. Er, der seine Partei zu einem industrieverkungelten Karrieristenverein nach Art von Lambdorffs FDP gemacht hat, hat mit seinen gut 15 Prozent seine „echte“ Kundschaft erschöpft und bangt nun um unzufriedene PCI-Wähler.

Dennoch: ob der PCI den neuen Kurs durchhält, erscheint ungewiß. Italiens Machtkartell hat es noch immer verstanden, „Wenden“ mit Hilfe schöner Verlockungen kaputtzustreicheln. Nicht sicher ist, ob Occhetto das Tempo durchhält, mit dem er in den letzten Wochen Politik gemacht hat. Eine Wende zurück zur Lethargie aber würde genau zu dem führen, was die Kommunisten jetzt gerade noch abzuwenden hoffen, den totalen Untergang ihrer Bewegung.

Werner Raith, Rom

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