Eine „Lebensader“ für den Sudan

Mit 100.000 Tonnen Hilfsgütern soll das Leben von 2,5 Millionen Menschen gerettet werden  ■  Aus Nairobi Christa Wichterich

Am Wochenende ist die „Operation Lebensader Sudan“ angelaufen, mit der noch vor Beginn der Regenzeit im Mai dringend benötigte Hilfsgüter in den Süden des Landes geliefert werden sollen. An der konzertierten internationalen Aktion beteiligen sich Organisationen wie das Kinderhilfswerk Unicef, das Rote Kreuz und die regierungsunabhängige britische Vereinigung Oxfam.

Insgesamt sollen in kürzester Zeit mindestens 100.000 Tonnen Nahrungsmittel, Medikamente und Zelte per Bahn, Lastwagen, Frachtschiffe und Flugzeug in das Bürgerkriegsgebiet transportiert werden. Nach Aussagen von Unicef, das die Koordination von Kenias Hauptstadt Nairobi aus übernommen hat, ist die Operation „wegen des Zeitdrucks möglicherweise größer als die für Äthiopien vor einigen Jahren“.

Unicef-Chef James Grant blies zur großen Spenden -Mobilisierung, um die benötigten 123 Millionen US-Dollar für die Rettungsaktion zusammenzubringen.

Sowohl Städte und Gebiete wie Bahr el Ghazal, die von den Regierungstruppen noch gehalten werden, als auch Regionen unter Kontrolle der sudanesischen Befreiungsbewegung SPLA sollen von Khartum, Kenia und Uganda aus versorgt werden. Hieß es anfänglich, 500.000 Menschen seien vom Hunger bedroht, ist die Zahlenangabe der Vereinten Nationen inzwischen auf zwei Millionen gestiegen.

Grünes Licht für die seit Monaten geplante Aktion gab die neue Regierungskoalition unter Sadek al-Mahdi in Khartum, die vor zehn Tagen einem im November mit der SPLA ausgehandelten Friedensplan zustimmte. SPLA-Führer John Garang stimmte daraufhin zu, daß die Hilfslieferungen ab 1. April „Korridore“ durch das SPLA-Gebiet passieren dürfen. In der Vergangenheit hatte die SPLA vergleichbare Transporte verhindert, nachdem diese als Deckmantel für militärischen Nachschub benutzt worden waren.

Nach Ansicht von Kennern der Lage im Südsudan sind die Aussichten, daß die Hilfslieferungen rechtzeitig ihr Ziel erreichen werden, eher düster. Technische und bürokratische Hindernisse, marodierende Milizen, vor allem aber auch Minen, von denen keine Seite mehr weiß, wo sie gelegt wurden, können tödliche Hindernisse für die Transporte bedeuten.

Nach der viermonatigen Verzögerung des Programms und der militärischen Stärke der SPLA ist es auch voreilig, von einem Frieden zu reden. „Es wäre ein Wunder, wenn wir Erfolg hätten“, spielt auch James Garang die Erwartungen herunter.