Hungerstreik-betr.: "Vorschlag des Bundesamtes für Verfassungsschutz", taz vom 5.4.89

betr.: „Vorschlag des Bundesamtes für Verfassungsschutz“, taz vom 5.4.89

(...) In diesem Briefe geht es nicht um die Tatsache der unmenschlichen Haftbedingungen, sondern um die Konsequenzen der Verantwortungslosigkeit des Staates.

In der Dokumentation über die vom Bundesamt für Verfassungsschutz vorliegende Einschätzung und Kompromißlösung des Hungerstreiks heißt es, die politische Gefährlichkeit der RAF sollte nicht überschätzt werden. Die ihr verbleibende Kraft zieht sie zu einem großen Teil aus dem Mythos ihrer inhaftierten Gesinnungsgenossen und deren besonderen Haftbedingungen.

Sicher, die RAF lebt zum großen Teil „nur noch“ von ihrem Mythos. Aber der erste Tote könnte diesen Mythos schlagartig auflösen, wieder zu einer realen Kraft werden lassen, mit der der Staat weitaus mehr Probleme haben würde, als mit dem momentanen Hungerstreik.

Die „Hardliner“ der Bundesregierung stempeln Menschen, die diesem Drama mit aller Macht entgegenwirken wollen als RAF -Sympathisanten ab ohne zu merken, daß sie es selbst sind, die mit ihrer Politik eine große Sympathie für die RAF schaffen.

Holger, Braunschweig