Eckes und Dellwo setzen Streik aus

■ RAF-Gefangene wollen Hungertote vermeiden / 43 andere Gefangene setzen Hungerstreik fort

Berlin (taz) - Karl-Heinz Dellwo und Christa Eckes haben gestern nach 73 Tagen ihren Hungerstreik ausgesetzt. Zur Begründung heißt es in einer Erklärung, die der RAF -Gefangene Helmut Pohl seinem Anwalt telefonisch übermittelte: „Wir machen es, um die Zuspitzung für eine Zeit wegzunehmen.“

Dem Vorstoß der SPD-regierten Länder erteilen die Unterzeichner „für die Gefangenen aus der RAF“ eine Absage: „Wir lehnen die drei Länder-Kleingruppen ab. Das wußte jeder vorher. Es ist nichts.“

Die Gefangenen erklären aber auch, daß es ihnen um einen „Anfang“ geht. Nach 18 Jahren der Isolationshaft müsse es jetzt „einen Schnitt, eine neue Qualität“ geben.

Bislang hatten die Hungerstreikenden betont, es gehe ihnen um eine Zusammenlegung in eine oder zwei große Gruppen. Zuletzt hatte der Anwalt Rainer Koch für seinen Mandanten Karl-Heinz Dellwo erklärt, Dellwo könne einer Zusammenlegung in eine Gruppe von acht Personen dann zustimmen, wenn dies ausdrücklich als Zwischenlösung verstanden würde.

Ein bundeseinheitliches Angebot für eine Zusammenlegung war am vergangenen Montag gescheitert. Staatssekretär Kinkel hatte ein Modell vorgelegt, nach dem die RAF-Mitglieder in fünf Gruppen zu jeweils fünf Personen zusammengelegt werden könnten. Mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz hatten die CDU/CSU -regierten Länder aber jedes Zugeständnis abgelehnt.

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Danach hatten die SPD-Länder in einem Alleingang vorgeschlagen, wenigstens den Gefangen in ihren Ländern eine Kleingruppenlösung anzubieten. Dieses Angebot haben die Inhaftierten - wie auch in der jetzigen Erklärung - als „inakzeptabel“ abgelehnt. Von den 25 rechtskräftig verurteilten RAF-Gefangenen wäre diese Möglichkeit für zehn in Betracht gekommen.

Karl-Heinz Dellwo und Christa Eckes hatten den Hungerstreik am 1. Februar zusammen mit 48 weiteren

Inhaftierten aus der Rote-Armee-Fraktion und anderen militanten Gruppen begonnen.

Bis auf Eckes und Dellwo hatten nach 14 Tagen alle den Hungerstreik ausgesetzt. Im vierzehntägigen Rhythmus haben dann jeweils zwei der Gefangenen den Streik wieder aufgenommen. Nach dem Abbruch der Hungerstreikspitze befinden sich jetzt noch 43 Gefangene im Hungerstreik.

Nach 73 Tagen Nahrungsverweigerung wurde gestern Dellwos Gesundheitszustand im Justizministerium als besorgniserregend bezeichnet. Christa Eckes sei ebenfalls stark geschwächt, erklärte der Düs

seldorfer Justizsprecher. Sie nehme aber weiter am Hofgang teil und schreibe Briefe.

In der Hungerstreik-Kette stehen nun Gabriele Rollnik und Rolf Heißler an erster Stelle. Sie haben den Hungerstreik am 1. März wieder aufgenommen.