SFB-Intendanten-Lotto

■ Der Rundfunkrat des SFB wählt heute seinen neuen Intendanten / Fünf Kandidaten in der engeren Auswahl / Berliner Lösung oder westdeutsche Lösung

„Irgendwie“ wird heute abend auf jeden Fall ein Intendant des SFB gewählt. Der Rundfunkrat mochte sich gestern in gewohnter Manier jedoch nicht dazu äußern, auf welche Art: Der Wahlmodus, der ausschließen soll, daß keiner der verbliebenen fünf Kandidaten die erforderliche Mehrheit bekommt, wurde unter Ausschluß der Öffentlichkeit diskutiert. Welcher Art er auch immer sein mag, es bleibt die Frage offen, ob der Gewinner des hochdotierten Postens diesen auch antreten kann. Das Rundfunkratsmitglied Weber hat Bedenken, ob die Vorauswahl der Findungskommission rechtens sei. Wäre die Wahl völlig unakzeptabel, bestünde immerhin die Möglichkeit, sie juristisch anzufechten. Ob dies allerdings sinnvoll sei, so das AL-Rundfunkratsmitglied Christiane Ziesecke, sei in Frage zu stellen. Bei den fünf Kanidaten handelt es sich um den Vorsitzenden des SFB -Programmausschusses Diether Huhn, den Direktoren der Berliner Lottozentrale und früheren SFB-Sportreporter Heinz Deutschendorf, den Fernsehdirektoren des Westdeutschen Rundfunks Günter Struve, den Geschäftsführer der Berliner Kabelzentrale Adalbert Rohloff und den Leiter der Redaktion Politik und Wirtschaft im Bayerischen Rundfunk Günther von Lojewski, dessen Moderation der ARD-Sendung Report so manchem in rechter Erinnerung sein dürfte.

Als Favorit galt bis vor wenigen Wochen noch Diether Huhn, der als Kenner der SFB-Interna vielen Rundfunkräten als pragmatische Lösung am liebsten wäre. Dem defizitären Sender, von den Ruhestandsgeldern seiner Exintendanten zusätzlich gebeutelt, käme Huhn auch deshalb gelegen, da er selber angeboten hatte, sich mit einem Zweijahresvertrag ohne Pensionszusage sowie einem tariflichen Gehalt zufrieden zu geben. Mittlerweile tendiert die Stimmung, wie es heißt, in Richtung externe Lösung, obwohl der SFB in der Vergangenheit (Löwe, Herrmann) damit keine guten Erfahrungen gemacht hat. Derzeit gibt man Günter Struve die meisten Chancen. Ebenso wie Huhn Sozialdemokrat, war er in der Ära Schütz Senatssprecher, dann Filmförderungsbeauftragter, Geschäftsführer in der Filmwirtschaft, bis er 1985 zum WDR ging. Möglicher Konkurrent könnte Rohloff werden, dessen angestrebter Wechsel als Manager und Förderer privater Medien zu einer öffentlich-rechtlichen Anstalt in Medienkreisen einiges Erstaunen hervorruft.

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