„Verärgerung hat sich gelöst“

FU-Vizepräsident Bütow über seine Gründe, nun doch nicht, wie vor einem halben Jahr angekündigt, zurückzutreten  ■ I N T E R V I E W

Auf dem Höhepunkt der Studentenstreiks im Dezember kündigte der linke FU-Vizepräsident Bütow überraschend seinen Rücktritt aus dem „Kabinett Heckelmann“ an. Bütow war verärgert über die Arroganz des Wissenschaftssenates gegenüber den Universitäten und über die Strukturbeschlüsse der FU. So sagte er damals. Aber Bütow ist immer noch im Amt. An einen Rücktritt denkt er heute nicht mehr. Im Gegenteil: Nach dem Ausscheiden von Barbara Riedmüller-Seel als FU-Vizepräsidentin ist er zum „Super-Vize“ an der FU geworden: Er hat das Fächerspektrum, das ihr unterstand, vorläufig mit übernommen. Winfried Sträter fragte ihn nach dem Grund seines Sinneswandels.

taz: Macht dem linken Vize das Regieren wieder Spaß? Hat sich wirklich so viel geändert seit dem Machtwechsel?

Bütow: Meine Verärgerung hat sich gelöst. Die wesentlichen Gründe, die mich seinerzeit veranlaßten, beim Senator um Entlassung aus meinem Amt nachzusuchen, sind entfallen.

Wollten Sie zurücktreten, weil die CDU regiert, und treten Sie nicht mehr zurück, weil die CDU nicht mehr regiert?

Nein, das ist es nicht. Ich wollte erreichen, daß zumindest ein erheblicher Teil der Mittel, die der Universität weggenommen waren, zurückkommen, und daß die Strukturbeschlüsse aufgehoben werden, die im Kuratorium im Gegensatz zu Beschlüssen des Akademischen Senats geändert worden waren.

Da hätten Sie ja jetzt wieder Grund, zornig zu sein - auf Grund der Art, wie jetzt die Zusammenlegung der Fachbereiche Kommunikationswissenschaften, Philosophie und SozialwissenschaftenI verfügt worden ist.

Nein, denn die ist nicht verfügt worden, sondern vom Akademischen Senat beschlossen worden im Juni, und das Kuratorium hat in diesem Fall nur den Beschluß des AS übernommen. Das ist einfach ein Schmäh, da haben Leute geschlafen. Das ist eine uralte Kiste, und wenn sie jetzt aus dem Hut gezogen wird, dann machen Leute mit falschen Mitteln Politik.

Haben Sie da auch geschlafen?

Nein, ich bin ein erklärter Anhänger einer Konzeption, in der Soziologen, Psychologen und Publizisten zusammenarbeiten, weil das die Fächer sind, die am meisten Querverbindungen haben. Hier laufen die meisten Verbindungen im Diplom Hauptfach-Nebenfach. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, daß der Fachbereich Kommunikationswissenschaften im Grunde eine Fehlkonstruktion war.

Haben Sie den Eindruck, daß sich grundlegend etwas verändert hat im Verhältnis zwischen Wissenschaftssenat und den Universitäten?

Man muß da sehr viel spekulative Vernunft bemühen, um überhaupt eine Antwort zu geben. Aber es laufen doch bestimmte Dinge an, von denen ich meine, daß sie nötig sind: Es wird Mittel geben, es können Tutorenprogramme gemacht werden, es können endlich Modellversuche, Ergänzungs- und weiterbildende Studiengänge, in Kraft gesetzt werden, die liegengeblieben waren. Insofern sind die Verhältnisse schon andere. Wie weit das geht, wird sich an der Frage der Novellierung des Hochschulgesetzes entscheiden.

Sitzt die FU mit am Tisch, wenn die Novellierung des Hochschulgesetzes vorbereitet wird?

Nein. Das ist ein Punkt, an dem hat sich nichts geändert gegenüber früherem Verhalten. Das machen Referenten der Senatsverwaltung. Das heißt, wir werden wie üblich wahrscheinlich erst dann mit der Sache offiziell befaßt werden, wenn eigentlich schon die ungefähre Richtung festliegt.

Werden Sie den Anspruch anmelden, daß die FU an den Beratungen beteiligt wird?

Ich hoffe, daß das die Universität als Ganzes tun wird und es nicht nötig ist, daß ein Einzelner dies tut. Das könnte Problemdiskussionen günstiger gestalten, wenn die Abstimmung schon im Vorfeld erfolgt, und nicht erst die Diskussion beginnt, wenn schon ein kompletter Entwurf vorliegt.