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König Hussein wendet sich ans Volk

■ Keinen Termin für Parlamentswahlen genannt / Ex-Feldmarschall Shaker neuer Regierungschef

Amman (ap/wps) - Zehn Tage nach Ausbruch der Proteste gegen Preiserhöhungen hat der jordanische König Hussein seinen engen Mitarbeiter und ehemaligen Kommandanten der Streitkräfte Feldmarschall Said Ibn Shaker zum Nachfolger des zurückgetretenen Said Rifai ernannt. Shaker soll einem Interimskabinett bis zu den angekündigten Parlamentswahlen vorstehen. Der neue Ministerpräsident wurde in den Jahren 1970/71 auch über Jordanien hinaus bekannt, als die palästinensischen Guerillaorganisationen aus dem Land vertrieben wurden. Shaker soll hinter der Operation gestanden haben.

Am Vorabend der Ernennung hatte sich König Hussein erstmals nach den Protesten in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung gewandt. Er kündigte Reformen in Wirtschaft und Verwaltung sowie die beschleunigte Einleitung allgemeiner Wahlen an. Einen Termin nannte er jedoch nicht.

In seiner Rede, die zum Teil in ärgerlichem, zum Teil in bittendem Ton gehalten war, verurteilte er die Proteste, die acht Tote und über hundert Verletzte gefordert hatten. Zugleich wies er auf die Notwendigkeit der Preiserhöhungen hin, um die Auslandsschulden zu begleichen. Politische Beobachter zeigten sich skeptisch, ob der Auftritt des Monarchen den Erwartungen der verschiedenen Gruppen nach mehr politischer Freiheit entsprechen würde.

Die Flut von Telegrammen und Petitionen an den königlichen Palast, in denen die Korruption, Mißwirtschaft und die Einschränkung der politischen Rechte kritisiert wird, hat auch in den letzten Tagen nicht nachgelassen. Die Vorsitzenden der elf Berufsverbände der Hauptstadt Amman z.B. forderten am Mittwoch die Freilassung der Gefangenen, die im Zusammenhang mit den Demonstrationen festgenommen worden waren.

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