Putschgeneral gewinnt Wahlen

■ Unstimmigkeiten bei der Wahl in Paraguay, aber kein großer Wahlbetrug / Machthaber Rodriguez mit über 77 Prozent bestätigt / Colorado-Partei hält weiter die Mehrheit im Parlament

Berlin (taz) - In Paraguay ist General Andres Rodriguez, Kandidat der seit 43 Jahren regierenden Colorado-Partei, mit 77 Prozent der Stimmen zum neuen Staatschef gewählt worden. Rodriguez hatte Anfang Februar den Militärdiktator Stroessner gestürzt, nachdem er ihm 27 Jahre lang als Befehlshaber des einflußreichen Ersten Armeekorps treu gedient hatte, und danach sofort freie Wahlen angekündigt. Die Opposition, die sich dem Urnengang gespalten stellte, hatte vergeblich eine Verschiebung der Wahlen gefordert. Nach 35 Jahren Stroessner-Diktatur benötige sie mehr als drei Monate Zeit, um sich landesweit zu organisieren und ihr Programm bekannt zu machen, argumentierte ihr erfolgreichster Führer, Domingo Laino, von der Authentischen Radikalliberalen Partei, der knapp 20 % der Stimmen auf sich vereinigte. Die Wahlenthaltung lag bei 45 %.

Bei den Wahlen kam es zu zahlreichen Unregelmäßigkeiten. An vielen Orten gab es keine Wahlkabinen und somit auch keine geheime Stimmabgabe. Andernorts fehlte es an der nicht abwaschbaren Tinte, in die die Wähler ihre Finger tauchen mußten, um eine doppelte Stimmabgabe auszuschließen. In einigen Wahllokalen kamen Stimmzettel abhanden. Trotzdem sprachen Beobachter von den ersten einigermaßen fairen Wahlen seit 1928. Die Unregelmäßigkeiten wurden eher der Macht der Gewohnheit zugeschrieben (Stroessner hatte sich alle sechs Jahre mit über 90 Prozent wählen lassen), denn als bewußten Wahlbetrug großen Stils interpretiert. Noch ist nicht bekannt, ob die Opposition das Resultat akzeptiert.

Rodriguez, der sich als Paladin Stroessners ein ungeheures Vermögen erschmuggelt hat, profilierte sich in den vergangenen drei Monaten über eine vorsichtige politische Öffnung. Im 72 Mitglieder starken Abgeordnetenhaus und im 36köpfigen Senat, die beide ebenfalls neu gewählt wurden, dürfte er über eine bequeme Mehrheit verfügen. Der stärksten Partei fallen nämlich automatisch zwei Drittel der Sitze zu. So will es ein vom Ex-Diktator Stroessner gezimmertes Gesetz.

Thos