„Es blieben nicht allzu viele Namen übrig“

■ Als junger Mann entdeckte Clyde William Tombaugh im Jahr 1930 den Pluto - und war ihm noch nie so nah wie jetzt

I N T E R V I E W

Im Jahr 1929 wurde der damals 23jährige Landwirt Clyde William Tombaugh vom Lowell-Observatorium in Arizona angestellt, um als Hilfsbeobachter mit der systematischen Suche nach dem neunten Planeten des Sonnensystems zu beginnen. Bei guten Sichtverhältnissen fotografierte er kleine Ausschnitte des Himmels in Abständen von mehreren Tagen; bewölkte Nächte nutzte er für den Vergleich der Platten unter einem Blink-Komparator, der so konstruiert war, daß alle Objekte aufleuchteten, die nur auf einer der beiden Platten zu sehen waren.

Leicht war die Arbeit nicht: Asteroiden und veränderliche Sterne, aber auch so profane Schwierigkeiten wie Fehler in der Platte führten zu einem langsamen Fortgang der Suche. Am 18. Februar 1930 entdeckte Tombaugh auf zwei Platten, die er im Januar angefertigt hatte, den Pluto. Er arbeitete noch bis 1945 am Blink-Komparator und verglich 90 Millionen Sterne miteinander. 1965 wurde er Professor. Tombaugh lebt jetzt, 83jährig, in New Mexico.

taz: Mr. Tombaugh, Sie waren dem Pluto noch nie so nahe wie jetzt. Werden Sie diesen Tag besonders feiern?

Clyde William Tombaugh: Nun, wir machen vielleicht eine Party etwas später im Jahr, wenn der Pluto an seinen sonnennächsten Punkt kommt.

Erinnern Sie sich, was in Ihnen vorging, als Sie Pluto entdeckten?

Oh ja, es hat mich umgehauen. Als ich das Lichtpünktchen auf den Platten entdeckt hatte, wußte ich sofort - das ist er.

Nachdem Sie Pluto entdeckt hatten, gingen Sie aber ins Kino und schauten sich Gary Cooper in „The Virginian“ an. Sie hatten nichts mit der Überprüfung der Entdeckung zu tun. Warum nicht?

Weil es in dieser Nacht bewölkt war; ich konnte keine neuen Aufnahmen mehr machen. So bin ich ins Kino gegangen, weil ich so erschöpft war.

Sie haben vierzehn Jahre lang Fotoplatten verglichen. War das nicht langweilig?

Ja, eigentlich schon. Aber es war auch sehr interessant, diese ganzen Dinge am Himmel zu sehen. Zum Beispiel zählte ich von meinem Platz aus 29.000 Galaxien und entdeckte mehrere neue Sternhaufen.

Haben Sie eigentlich daran gedacht, dem neuen Planeten einen anderen Namen zu geben als Pluto?

Manchmal schon. Aber die schönen Namen aus der Mythologie waren alle schon an Asteroiden vergeben, und es blieben nicht mehr allzuviele übrig.

Wenn Sie heute auf der Straße jemanden fragen, ob ihm Pluto ein Begriff ist, dann werden Sie meist zu hören bekommen, es sei der Hund von Mickey Mouse. Stört Sie das eigentlich?

Alle Kinder kennen Pluto, der wurde ja zu einer gefeierten Figur. Aber das kam später, die Benennung des Planeten geschah zuerst.

Fragen: Dietmar Bartz