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Krawall-Reparaturen aus der Kita-Kasse

■ Da Reparatur von Krawallschäden vorgeht, fehlen Kreuzberger Bezirk jetzt Gelder für dringende andere Projekte im Kiez

Als Folge der Verwüstungen am 1.Mai sieht sich das Kreuzberger Bezirksamt jetzt gezwungen, zahlreiche in diesem Jahr vorgesehene bauliche Instandsetzungs- und Verbesserungsmaßnahmen im Kiez auf später zu verschieben. Dazu gehören Verkehrsberuhigungsprojekte, „Wohnumfeldverbesserungen“, die Sicherung von Schulwegen und der (umstrittene) Bau von Radwegen.

Eigentich sollten die Arbeiten aus Unterhaltungsmitteln bezahlt werden. Von den in 1988 insgesamt zur Verfügung stehenden gut vier Millionen Mark müssen nun jedoch überschlägig gerechnet mehrere 100.000 Mark für die Reparatur der Krawallschäden abgezwackt werden - Summen, die woanders fehlen. Zum Beispiel können auch Kitas nicht wie geplant renoviert werden, so Hochbauamtsleiter Liebehentschel. Schätzungsweise 5.000 DM werde allein der Ersatz von zwei zerschlagenen Großfenstern der Glaskuppel des Spreewaldbads kosten. Ebenfalls aus dem Etat der Kita -Unterhaltung müsse man das Geld für die Erneuerung zahlreicher eingeschmissener Scheiben der Borsig-Schule am Lausitzer Platz nehmen.

Den größten Batzen an Unterhaltungsmitteln werden freilich die notwendigen Reparaturen auf den Straßen und Plätzen entlang der „Hauptkampflinien“ um den Lausitzer Platz verschlingen. Die Herrichtung herausgerissener Kleinpflasterungen, zerschmolzener Asphaltdecken oder auch der demolierten Verkehrszeichen und des übrigen Straßenmobiliars kostet nach ersten Grob-Berechnungen 200.000 bis 250.000 DM. Zum Vergleich: Im Mai letzten Jahres summierten sich die Schäden in diesem Bereich auf „nur“ 120.000 DM, nach dem 1.Mai 1987 waren es 220.000 DM.

Mehrere Ahornbäume sind völlig kaputt oder stark beschädigt; 400qm Rollrasen und ca. 2.000qm Pflanzflächen sind zerfahren oder zertrampelt. Das Amt hat für die erforderlichen Neuanpflanzungen einschließlich Pflege einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren veranschlagt. Gartenbauamtschef Kliemann vermerkte bekümmert, daß in den Seitenstraßen um den Lausitzer Platz 40-50 Jahre alte Linden und andere Bäume vom Feuer brennender Barrikaden angekohlt oder ganz vernichtet wurden. Ein nicht wiedergutzumachender Schaden, auch wenn Jungbäume schon zum Stückpreis von 1.500 bis 2.000 DM zu haben sind. (Wenn ihr euch bei der Ursachenforschung ebensoviel Mühe geben würdet wie bei der Beschreibung der Auswirkungen, wäre die Berichterstattung wesentlich besser! sezza und korrekteusen)

thok

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