K O M M E N T A R Ritual egal

■ Ortega-Feier, ein verdientes Eigenlob

Rhythmisches Klatschen bei seinem Erscheinen, kleine Kinder, die dem Präsidenten Blumensträuße reichen, Trauben knipswütiger Photographen: Ritual eines Staatsbesuches, das Linken üblicherweise je nach Gefühlslage entweder die Zornes - oder die Schamesröte ins Gesicht zu treiben pflegt. Doch diesmal waren es Solidaritätsbewegte aus allen linken Lagern, die da einem zum moderaten Staatsmann gewordenen Revolutionär einen beinahe triumphalen Empfang bereiteten.

Erst waren es wenige, die zögerlich, dann viele, die immer lauter den alten Slogan „Hoch - die - internationale Solidarität“ riefen. Eine Solidarität, ohne die es das sandinistische Nicaragua kaum mehr geben würde. Genau dazu haben die vielen kleinen, oft im Verborgenen arbeitenden Bremer Gruppen ihren Beitrag geleistet. Der pikanterweise von Klaus Wedemeier verabredete Kurzbesuch Daniel Ortegas war so vor allem Anlaß, die eigene Solidarität zu feiern. Und diese Feier hatten all diejenigen, die unermüdlich Spenden sammeln, Container füllen und Nica-Bananen verkaufen, redlich verdient - auch wenn es zunächst wie ein merkwürdiges Ritual aus der schrägen Welt der bunten Illustrierten aussah.

Holger Bruns-Kösters