Es geht um pure Demütigung

■ Die Kompromißbereitschaft der Hungerstreikenden ist weit höher als erwartet

KOMMENTAR

Die starre Verweigerungshaltung der CDU-Länder in diesem zehnten Hungerstreik der Gefangenen aus der RAF ist nichts anderes als perfide parteipolitische Profilierungssucht. Angesichts ihrer Wahlverluste an die extreme Rechte kam den christlichen Politikern dieser Hungerstreik offenbar gerade recht, um unbeugsame Härte demonstrieren zu können.

Das Angebot, das der Gefangene Helmut Pohl Justizstaatssekretär Kinkel unterbreitet hatte, übertrifft bei weitem alle Erwartungen an die Kompromißbereitschaft der Hungerstreikenden. Es hat den politisch Verantwortlichen alle Chancen zur Vermeidung einer erneuten Zuspitzung des Konflikts eröffnet. Die Gefangenen rückten nicht nur weit von ihrer Ausgangsforderung ab und akzeptierten die Bildung von kleineren Gruppen, sie erklärten sogar, künftig auf ihr einziges Mittel zur Gegenwehr in der Haft, auf den Hungerstreik, verzichten zu wollen. All diese Chancen wurden willentlich verspielt. Die christlichen Parteien haben eine furchtbare Neuauflage der bleiernen Zeit eingeläutet: Demütigung um jeden Preis. Mehr denn je sind jetzt die SPD -Länder gefordert. Sie können und müssen die Gefangenen aus ihren Ländern sofort zusammenlegen.