Ein Sieg der Demonstranten

FAZ: Bürgerkriegsähnliche Stimmung im Landkreis Schwandorf ist schuld am Ausstieg aus Wackersdorf  ■ D O K U M E N T A T I O N

Die bayerische SPD und die Grünen dürfen triumphieren. Was sie konnten, haben sie getan, damit den Regierungen in Bonn und München die Lust daran vergehe, in Wackersdorf eine atomare Wiederaufarbeitungsanlage errichten zu lassen. Der Erfolg jahrelanger Agitation zeichnet sich ab. Wenn die linken Parteien jetzt zögern, sich demonstrativ auf die eigene Schulter zu klopfen, so nicht aus Bescheidenheit, sondern aus Freude darüber, daß es ausgerechnet „die Wirtschaft“ war, die den konservativen Politikern einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. (...)

Der Grund dafür aber, daß die bayerische Regierung den Geschmack an Wackersdorf verloren hat und Streibl die Devise ausgab „Wir kämpfen nicht“, ist der Ärger über die bürgerkriegsähnliche Stimmung, die an vielen Tagen den Landkreis Schwandorf heimgesucht hat, und das nicht ohne parteipolitische Auswirkungen. Ist die Floskel „politisch nicht durchsetzbar“, mit der einst der niedersächsische Ministerpräsident Albrecht eine wirtschaftlich und technisch vernünftige Sache abgelehnt hat, von der CSU früher mit Hohn bedacht worden, so wird sie jetzt als traurige Wahrheit anerkannt. Insofern können sich friedfertige wie randalierende Demonstranten das „Aus für Wackersdorf“ an ihre Fahnen heften. Wäre alles so gelaufen, wie sich das die bayerische Regierung Anfang der achtziger Jahre ausgedacht hatte, wäre also die Wiederaufarbeitungsanlage von der Oberpfälzer Bevölkerung als Segen der Zivilisation empfunden worden und jeder Polizeieinsatz überflüssig gewesen, so hätten CSU und Staatsregierung in diesen Wochen alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Strukturverbesserungs- und Arbeitsbeschaffungsprogramm namens Wiederaufarbeitungsanlage für die Oberpfalz zu retten. (...)