Kinder-Computer gegen die Intifada

■ Schlagstöcke, Tränengas und Gummigeschosse als Spiel Mit Scharon darf unbedingt geschossen werden

Berlin (taz/ap) - Die Intifada ist in israelische Kinderzimmer eingezogen - als Computerspiel. „Du kannst den Schlagstock, den Du bekommen hast, gegen jeden Aufrührer einsetzen...“, heißt es in der Spielanleitung. Danach erscheint auf dem Bildschirm der Umriß einer typischen palästinensischen Siedlung. Ein einsamer israelischer Soldat steht palästinensischen Jugendlichen gegenüber, die ihn mit Steinen und Brandsätzen angreifen. Die Spieler müssen entscheiden, wie sie den Soldaten handeln lassen. Zur Verfügung stehen: Schlagstöcke, Tränengas, Gummigeschosse.

Nach dem Zufallsprinzip wählt der Computer den gerade amtierenden Verteidigungsminister aus. Wird zum Beispiel der Name von Außenminister Mosche Arens eingeblendet, darf unter keinen Umständen geschossen werden. Amtiert aber Ariel Scharon (1983 zurückgetreten), muß unbedingt geschossen werden. Ein Redakteur der Zeitung 'Jediot Ahronot‘ vermutet, daß das „Intifada-Spiel“ aus den USA stammt; es ist nur mit „Mike“ unterzeichnet.

„Ein weiteres Opfer des arabischen Terrorismus“, blendet der Computer ein, wenn mal wieder ein israelischer Soldat in Flammen aufgeht. Punkte gibt es für die richtige Wahl der Mittel. Dabei hängt die Bewertung nicht nur vom Erfolg im Kampf ab, sondern auch von der öffentlichen Meinung. Wer darauf keine Rücksicht nimmt, muß sich vom Computer sagen lassen: „Du hast durchgedreht. Index öffentliche Meinung: Null. Deine Unfähigkeit bei der Unterdrückung der Gewalt ist erschreckend... Die Regierung hat als Ergebnis Deiner Untätigkeit die Wahl verloren.“

Sabine Stamer