Plötze: Wenig Neues

■ Geringfügige Verbesserungen der Haftsituation von drogenabhängigen Frauen im Knast Plötzensee

Das Ergebnis eines Gespräches über die Haftsituation der Gefangenen in der Frauenhaftanstalt Plötzensee wurde gestern im Rechtsausschuß des Abgeordnetenhauses von Mitarbeitern der Justizverwaltung und Anstaltsleitung vorgestellt: Die Kontrolle der Gefangenenpost, die bislang vom Briefamt vorgenommen wurde, soll ab kommender Woche durch Stationsbeamte erfolgen. Die Briefe sollen auf der Station vor den Augen der Gefangenen geöffnet werden und dahingehend überprüft werden, ob sie Drogen enthalten. Bezüglich der Überprüfung der Briefe auf ihren schriftlichen Inhalt hin bleibt alles beim alten. Diese Stichproben, die sich auf zehn Prozent der Gefangenenpost belaufen, werden weiterhin vom Briefamt vorgenommen. Wie der Leiter der Abteilung für Strafvollzug, Christoph Flügge, weiter ankündigte, sollen die Kontaktmöglichkeiten unter den erwachsenen drogenabhängigen Frauen im Haus V erweitert werden. Bislang können nur die 10 bis 15 Insassinnen einer Station zu festgelegten Umschlußzeiten zusammenkommen. Künftig soll es den Frauen laut Flügge möglich sein, sich auch zu den Gefangenen anderer Stationen des HausesV umschließen zu lassen. Drogenabhänige Gefangene, die Besuch von ihren Eltern, Großeltern, kleinen Geschwistern oder eigenen Kindern bekommen, sollen diese zukünftig ohne eine für die persönliche Überwachung zugeteilte Beamtin im allgemeinen Besucherraum empfangen können. Die Überlegungen, den Gefangenen auch einen „häuserübergreifenden Kontakt“ zu ermöglichen, belaufen sich Anstaltsleiter Höflich zufolge darauf, „zentrale Kommunikationsmöglichkeiten“ einzurichten. Wie das konkret aussehen könne, darüber müßten die Mitarbeiter aber noch „weiter nachdenken“. Die Freistundenmöglichkeiten der drogenabhängigen Gefangenen sollen gleichfalls „neu geregelt und zeitlich denen der anderen Häusern angeglichen werden“, aber auch hier seien die Überlegungen noch im Gange.

Nach dem Motto „Wenn das Ergebnis schon so kümmerlich ist, muß wenigstens eine Arbeitsgruppe her“ kündigte Justizsenatorin Limbach die Einrichtung einer „Planungsgruppe“ an, die sich mit der Neuorganisation und Zukunft der Frauenhaftanstalt befassen soll. Sie soll mit Vollzugsbeiräten, Beamten, Anstalts- und Insassenvertretern besetzt sein und von einem von auswärts hinzuzukommenden „Fachmann für Strafvollzug“ geleitet werden - was bei bei AL und SPD auf heftigen Widerspruch stieß. Wer der große Dunkelmann ist, wurde noch nicht verraten.

In der Plötze befinden sich, wie berichtet, sieben drogenabhängige Frauen im Hungerstreik, zwei davon hungern bereits seit sechs Wochen. Sie fordern in einem umfassenden Katalog bessere Haftbedingungen für alle Insassinnen, wobei ihnen die „Aufhebung der Trennung und Spaltung“ - das selbstbestimmte Zusammekommen mit den Gefangenen anderer Häuser - besonders wichtig ist.

plu