Mit Abstand die Spitze-betr.: Musikseiten, taz vom 22.5.89

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taz vom 22.5.89

In der taz ist ja schon allerhand Unfug zur zeitgenössischen Musik verbreitet worden. Aber die Leistung vom Montag ist mit Abstand die bisherige Spitze.

Da gemahnt es fast an ein Wunder, daß Keith Richards ordnungsgemäß das ihm zustehende „s“ zugeteilt bekommen hat. Aber: der ewig junge Dorian Gray der Popmusik kriegt keins, er heißt schlicht Richard und mit Vornamen auch nicht Clive, sondern Cliff.

Iggy Pops '77er-Album heißt Lust For Life, nicht Lust For Fun„.

Dann noch Göckenjans peinliche Frage an Tom Jones: „Wie kam es zu Kiss? So etws habe ich noch nie von Ihnen gehört.“ Wenn Göckenjan vor dem Interview einen nur mittelmäßig sortierten Plattenladen aufgesucht und das Jones-Fach durchgeblättert hätte, wäre ihm eine dumme Frage erspart geblieben. Dort nämlich hätte er entdecken können, daß Jones seit jeher Rhythm & Blues- sowie Soul-Titel aufgenommen hat. Einige Beispiele: You Keep Me Hangin‘ On, Hold On, I'm Coming, Land Of 1.000 Dances, It's A Man's World, Keep On Running, Get Ready usw. (...)

Gern läse ich mehr über Pop- und Rockmusik in der taz. Aber es sollte von Leuten geschrieben sein, die ein Mindestmaß an Sachkenntnis mitbringen.

H.Keller, Osnabrück