Auf Besuch im Awo-Frauenhaus

■ Frauen luden taz-Reporterin zu sich ins Frauenhaus ein

Auf dem flachen Couchtisch: Kaffeetassen, Aschenbecher, mein Cassetten-Recorder. In einer Ecke ein Berg Taschen, Tüten, Spielzeug, Gepäck: Umzugs-Requisiten. Immer zieht gerade eine Frau ein oder aus - meistens ein. Es ist Abend: Die Kinder sind schon im Bett. Ich sitze mit einer ganzen Runde Frauen im Gemeinschaftsraum des Frauenhauses der Arbeiter -Wohlfahrt (Awo), zwei Awo-Betreuerinnen haben sich dazugesetzt. Immer noch kommen Frauen dazu. Alle duzen sich. Eine macht Kaffee. Die Stimmung ist gut, ein bißchen aufgekratzt, wegen des Aufnahmegerätes will zuerst keine recht was sagen - aber das legt sich schnell. 'Frauenhaus‘ heißt: Zuflucht für Frauen, die von ihren Ehemännern oder Lebensgefährten geschlagen wurden, oft grün und blau oder blutig.

Die Frauen haben die Faxen dicke. Wenn sie vor ihren Mißhandlern flüchten müssen, geben sie die gemeinsame Wohnung auf, nehmen die Kinder mit, müssen sich Unterhalt und Bleibe organisieren, oft neue Schulen und Kindergärten für die Kinder finden. Jede von ihnen hat jede Menge Geschichten im Kopf und auf der Seele: über den Umgangston der Polizei, über Ämter und Behörden. Über das Gefühl, die neue Adresse zu nennen, die nur ein Übergang sein sollte und für viele schon mangels Wohnraum ein ganzes Jahr oder länger die Bleibe ist. Nur einige wenige der Geschichten sind hier aufgeschrieben, zufällig an einem Abend gesammelt. Manche mochten auch nichts sagen, vor so viel anderen und dann noch für die Zeitung. S.P