Stille nicht ertragen

■ taz-Gespräch mit einer Gröpelinger Grundschullehrerin

taz: Was bekommen Sie in der Schule von dem täglichen Fernsehkonsum der Kinder mit?

Frau Wedepohl: Erstmal erzählen sie sehr viel die Fernsehgeschichten, die sie gesehen haben. Das sind dann häufig Sendungen, die um 20 Uhr 15 anfangen, manchmal auch später. Also Dallas zum Beispiel. Am Wochenende dürfen viele Kinder mehr und spätere Sendungen sehen. Also so Witzfilme, oder Actionfilme um 23 Uhr. Davon erzählen sie mir dann am Montagmorgen. Ein Junge erzaählte von seiner Familie, sie hätten sich an einem Wochenende täglich acht Videofilme reingezogen, wären nur zum Pinkeln rausgegangen. Und da frag‘ ich, wer hat denn gekocht? Und da sagt er: Pizzadienst.

Und Horrorvideos?

Von Horrorvideos habe ich bei meinen Schülern noch nichts mitbekommen, nur mal bei einem einzigen Jungen. Türkische Eltern, die oft nicht so gut deutsch können, leihen sich sehr viele türkische Videos aus. Das sind teilweise brutale Actionfilme.

Wirkt sich die Glotze auf die Schule am Montag aus?

Im Moment ist schönes Wetter. Da merken wir im Kollegium erleichtert eine Entspannung.

Und bei Regen?

Man geht über die Flure, und die prügeln sich wie die Wahnsinnigen. Es kreischt in jeder Ecke. Es gibt oft soo viele schlimme Verletzungen - daß sie bluten und so furchtbar weinen. Manchmal ist es kurz davor, daß wir den Notarzt holen müssen.

Und Sie wissen, das kommt vom Fernsehen?

Weil es immer die Kinder sind, die von diesen Actionfilmen erzählen. Und weil es immer am Montag so schlimm ist.

Und der Familienstreß?

Natürlich. Aber man muß sehen, daß die Kinder heute sowieso nicht mehr ertragen, wenn es still ist. clak