piwik no script img

Glotze und Nichtstun

■ Interview mit dem Direktor der neuen Landesmedienantalt, Wolfgang Schneider Ex-Medienreferent von Bürgermeister Wedemeier wacht künftig übers Privatfernsehen

taz: Herzlichen Glückwunsch, Herr Direktor Schneider. Sie sind am Donnerstag zum neuen und ersten Direktor der Landesmedienanstalt gewählt worden. Ist Ihnen diese Wahl eigentlich peinlich?

Wolfgang Schneider: Nein, die Wahl ist mir nicht peinlich. Sie ist Ergebnis einer geheimen Abstimmung. Insofern ist es eine für mich erfreuliche, aber auch verpflichtende Wahl.

Immerhin sind Sie von 21 Bewerbern ausgewählt worden, von denen ihren Wählern nur ein einziger bekannt war: Sie.

Ich geh mal von meiner Person aus. In der letzten Sitzung, Ende April, hatte ich als damaliger Geschäftsführer des Landesrundfunkauschusses für die Besetzung des Postensdie Alternative vorgeschlagen: Ausschreiben oder Nicht -Ausschreiben. Man hat sich für Ausschreibung entschieden. Ich habe daraufhin eine Frist bis zum 12. Mai vorgeschlagen und habe dann die Sitzung verlas

sen, weil ich ja selbst einer der möglichen Kandidaten war. Der Rest war Sache des Ausschusses.

Aber der hat eine Ausschreibungsfrist beschlossen, die man nur als Farce bezeichnen: Bewerbungschluß 18 Mai, Wahl am 25. Mai. Zeit zu Vorstellungsgesprächen war offensichtlich von vornherein nicht vorgesehen. Wirft das nicht ein ziemlich unglückliches Licht auf den Start des ausgewählten Kandidaten, also Ihren?

Das müssen Sie den Ausschuß fragen. Ich habe mich beworben, weil ich mich für qualifiziert halte. Wenn es einen besseren gegeben hätte, hätte ich zurückstehen müssen. Sicher, bei allen übrigen Kandidaten konnte der Ausschuß nur nach „Papierform“ entscheiden. Aber dafür bin nicht ich zuständig. Ich bin nicht jaHerr eines Ausschreibungs -Verfahrens, das mich selbst betrifft.

Ihre erste Aufgabe im neuen Amt - sind das die Absage schreiben an ihre Mitbewerber?

Das werde ich wohl nicht machen. Das ist Aufgabe des Vorsitzenden. Ich habe vielleicht die Briefe vorzubereiten, die Adressen einzusetzen. Aber das kann auch eine Schreibkraft erledigen.

Zu ihren weiteren Aufgaben: Der Direktor der Landesmedienanstalt soll dafür sorgen, daß sich Sender auf neuen Frequenzen an Recht und Gesetz halten. Müssen Sie künftig 24 Stunden am Tag Privat-Fernsehen gucken?

Hoffentlich nicht. Jeder Bewerber um eine Fernsehfrequenz muß sich an einem Ausschreibungsverfahren beteiligen. Zwei Frequenzen sind - vom Gesetzgeber gewollt - bereits an ARD 1 plus und ZDF-3Sat gegangen. Über die dritte Frequenz muß noch entschieden werden. Wie das ausgeht, weiß derzeit wahrscheinlich noch kein Mensch. Die Aufsicht über diese Programme ist keine Frage meines persönlichen Geschmacks, sondern eine Frage der Einhaltung von Geset

zen bzw. Gesetzesverstößen.

Das heißt: Solange keine harten Pornos oder Horror -Schweinereien laufen, haben Sie den ganzen Tag nichts zu tun?

Nein, so rum auch wieder nicht. Es geht um einen Mittelweg zwischen 24 Stunden vor der Glotze zu hocken und nichts zu tun. Ich muß z.B.Werbeverstöße registrieren, Jugendschutzbestimmungen zu kontrollieren usw.

Und sowas macht Ihnen Spaß?

Das ist ja nur ein Teil meiner Arbeit. Viel wesentlicher für mich wären z.B. Modelle eines offenen Hörfunk-Kanals. Ein solches Konzept mitzuplanen, mögliche Anwärter zu beraten.

Das gilt aber nur für Hörfunk?

Für Fernsehen wäre sowas zu teuer. Das könnte kein Mensch bezahlen.

Sie persönlich? Verdienen Sie jetzt mehr?

In den nächsten fünf Jahren habe ich 5,5 Prozent mehr.

Fragen: Klaus Schloesser

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen