Gipfel der Arabischen Liga gibt Libanon dem syrischen Beschuß frei

Berlin (taz) - Nach den Spesen des außerordentlichen Gipfeltreffens der Arabischen Liga, das Freitag nacht im marokkanischen Casablanca zu Ende ging, hat offenbar niemand gefragt. Die politischen Ergebnisse des Treffens wurden bereits am Wochenende einer ersten Überprüfung durch die Realität unterzogen: In der libanesischen Hauptstadt Beirut kam es nach mehrtägiger Waffenruhe wieder zu Gefechten entlang der „grünen“ Linie, das sogenannte Christenland kam unter heftigen Artilleriebeschuß durch die syrische Armee und ihre libanesischen Verbündeten.

Den vielbeschworenen „neuen Geist von Casablanca“ präsentierte Präsident Mubarak, der an die Liga appellierte, sich dem weltweiten Trend zu friedlichen Konfliktlösungen nicht länger zu verschließen. Somit wurden die Beschlüsse des Palästinensischen Nationalrates, also die Zwei-Staaten -Lösung, und damit die faktische Anerkennung Israels, positiv aufgenommen.

Nach allem Jubel angesichts der in Casablanca nun endlich wiedervereinten Arabischen Welt drohte Agenturmeldungen zufolge doch mehrfach der Eklat. Es wurde von heftigem Tauziehen zwischen Syriens Präsidenten Assad und dem irakischen Regime-Chef Hussein über einen Abzug der zirka 35.000 Mann starken syrischen Truppen aus Libanon bis zu wüsten Beschimpfungen hinter verschlossenen Türen berichtet.

Im Schlußdokument des Gipfels wurde die syrische Besatzung Libanons mit keinem Wort erwähnt. Auch von der in Libanon heftigst erwarteten Entsendung einer arabischen Friedenstruppe wurde Abstand genommen. Die bislang von Kuwait geführte Vermittlungskommission wurde durch ein Komitee der marokkanischen und saudi-arabischen Monarchen sowie Algeriens Präsident Chedli Benjedid ersetzt.

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