Ideologische Nachhutgefechte

■ Heute beschäftigt sich das Abgeordnetenhaus mit der Akademie der Wissenschaften / Grundsatzdebatte über rot-grüne Wissenschaftspolitik geplant

Obwohl sich SPD und AL über die Auflösung der umstrittenen Akademie der Wissenschaften inzwischen längst einig sind, gingen die ideolgischen Nachhutgefechte von seiten der Akademiebefürworter und konservativen Wissenschaftspolitiker letzte Woche in eine neue Runde.

Vor der Wissenschaftspressekonferenz in Bonn kündigte Akademiepräsident Albach am Dienstag an, für den Erhalt der Eliteeinrichtung mit allen gegebenen Mitteln zu „kämpfen“. Tags darauf warfen der wissenschaftspolitische Sprecher der Berliner CDU, Schütze, und Ex-Wissenschaftssenator Turner dem rot-grünen Senat vor, mit der „Vernichtung“ der Akademie eine von „linkem Dirigismus geprägte Wissenschaftspolitik“ einzuleiten, die Berlin als Wissenschaftsstandort gefährde. Mit zwei Großen Anfragen zum Schicksal der Akademie sowie weiteren Forschungseinrichtungen wie dem Atomreaktor BERII des Hahn-Meitner-Instituts, BessyII und den An-Instituten will die CDU in der heutigen Abgeordnetenhaussitzung eine Grundsatzdebatte über die Wissenschaftspolitik des neuen Senats herbeiführen.

In ihren schriftlichen Begründungen fuhren die CDU -Politiker hartes Kaliber auf, wobei auch an drastischen historischen Vergleichen nicht gespart wurde. So sei die geplante Auflösung der Akademie der „deutlichste Angriff auf die Freiheit der Wissenschaft seit Bestehen des Grundgesetzes“. Durch das kompromißlose Vorgehen des rot -grünen Senats fühlten sich die Christdemokraten „an eine Zeit deutscher Geschichte erinnert, in der wissenschaftliche Institute aus politischen Gründen aufgelöst und enteignet“ und „Wissenschaftler in die Emigration getrieben“ wurden.

SPD und AL haben unterdessen einen gemeinsamen Antrag eingebracht, in dem der Senat aufgefordert wird, die Akademie der Wissenschaften in der bisherigen Form aufzulösen, mit dem Ziel, die vorhandenen Schwerpunkte in die bestehenden Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen zu verlagern. Doch von einer Aufteilung wollen die Akademie -Mitglieder nach wie vor nichts wissen. Präsident Albach bekräftigte in der vergangenen Woche noch einmal den einstimmig gefaßten Beschluß des Akademierates, wonach die sieben Arbeitsgruppen der Akademie ihre Arbeit in institutioneller Eigenständigkeit unter einem Dach fortsetzen sollen. Nach Auskunft von Akademiesprecher Vogt verhandle der Präsident gegenwärtig „parallel“ mit Kapitalgebern zur Gründung einer privaten Stiftung und mit vier Bundesländern, aus denen „inoffizielle Angebote“ vorlägen, die Akademie komplett zu übernehmen. Die Priorität, so Vogt, liege jedoch eindeutig auf einer Kapitalstiftung, um die „Akademie für Berlin zu erhalten“.

bes