„Auch die Betriebe sind hier sehr sauber“

■ Eine Rostocker Delegation von Hafen- und Werftarbeitern für fünf Tage in Bremen / Fazit: „Die Stadt macht einen sehr sauberen Eindruck“

Ende April war zum ersten Mal eine Delegation von Hafen-und Werftarbeitern aus Bremen und Bremerhaven in Bremens Partnerstadt Rostock. Zu dem organisierten Programm gehörte neben Besichtigungen der beiden großen Werften der Stadt und des Hafens auch die Teilnahme als „Ehrengäste“ auf der „Kampfdemonstration zum 1. Mai“.

Ein ähnliches Programm hatte die Bremer Senatskanzlei für den Gegenbesuch von 15 Rostocker Hafen-und Werftarbeitern, in der Mehrzahl Funktionäre aus Partei und Gewerkschaft, organisiert. Fünf Tage war die Rostocker Delegation in Bremen und Bremerhaven und besichtigte Betriebe, absolvierte Empfänge und fand kaum Zeit für Freizeit. Am Abend vor ihrer Rückfahrt sprachen einige Delegationsmitglieder mit der taz.

Vier Tage Bremen - was hat Ihnen am besten gefallen?

Sigmund Spuhn, (VEB Deutsche Seereederei Rostock, DSR, Bootsmann, Nachfolgekandidat des Stadtparlaments): Wir haben viel gesehen. Mein Gesamteindruck: Die Stadt macht einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Vielleicht hätten wir gerne ein bißchen mehr das Gespräch mit den Arbeitern vor Ort gesucht, aber die Leute haben alle zu tun.

Was fanden Sie am Interessantesten?

Karl-Heinz Fischer (Obermeister im Seehafen Rostock und ehrenamtlicher Vorsitzender der Betriebsgewerkschaftsleitung): Wir haben die Häfen kennengelernt, wir haben eine Hafenrundfahrt mit der Senatsbarkasse gemacht, wir haben die Vulkanwerft besucht und Gespräche mit dem Betriebsrat gesucht. Mein Eindruck? Es ist eine sehr schöne Stadt, auch die Betriebe sind sehr sauber. Das hat uns sehr impo

niert. Ich muß auch sagen: Das Gespräch mit dem Arbeiter vor Ort ist ein bißchen zu kurz gekommen. In Bremerhaven in der Lagerhausgesellschaft haben wir ein Gespräch führen können...

Worüber?

Karl-Heinz Fischer: Über die Flurfördertechnik zum Beispiel, das war sehr interessant.

Können Sie sich vorstellen, einmal vier Wochen hier zu arbeiten? Und ein Kollege von Bremen dafür vier Wochen in Rostock?

Lothar Franke (Warnow-Werft, Rationalisierungsmittelbau): Warum nicht? Mich interessiert natürlich der Schiffbau hier. Die Werft gefällt mir sehr gut, sie ist sehr sauber. Was mir natürlich nicht gefällt: Daß da nur noch so ein paar Leute arbeiten.

Und die bauen Kriegsschiffe...

Lothar Franke: Ja, wir haben ein Schiff dort gesehen. Aber das hat mich nicht so interessiert. Ich könnte mir vorstellen, hier ein paar Wochen zu arbeiten.

Das wäre eine Variante für die Städtepartnerschaft...

Sigmund Spuhn: Ich würde sagen, sowas wie eine Städtepartnerschaft hat es lange nicht gegeben, das muß erst im Kleinen beginnen. Man sollte das nicht übereilen. Vielleicht wird es das dann irgendwann mal geben.

Wenn Sie Ihren Besuch einen Tag verlängern könnten - was würden sie als erstes tun?

Siebert Opitz (Leiter der Delegation der Werft-und Hafenarbeiter, Stadtrat in Rostock): Ich glaube, wir haben nicht das Bedürfnis, den Besuch zu verlängern. Jede Delegation ist immer zu kurz, man sollte das gesetzte Ende als Fazit nehmen. Es bleibt auch von der Beachtung unserer Delegation von Seiten des Senats und der Bremer Bürgerschaft im Prinzip nichts offen.

Wir haben gleich am ersten Tage einen Empfang gehabt in der Bürgerschaft bei Herrn Dr. Klink,

wir hatten einen Empfang bei dem Senator für Häfen, Schiffahrt und Verkehr, Dr. Kunick, wir waren gestern abend bei dem Fraktionsvorsitzenden der Bremer Bürgerschaft, Dittbrenner, wir hatten mit anderen Herren des Senats vielfältige Kontakte, wir waren

am Donnerstag beim Vorsitzenden des DGB hier, Herrn Möller. Ich glaube, es ist jetzt erst einmal notwendig, das zu verarbeiten.

Wie kommt man zu der Ehre, bei einer solchen Delegation mitfahren zu dürfen?

Lothar Franke: Ehre?

Glück villeicht.

Lothar Franke: Nee, das ist im Prinzip eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Es werden vom Betrieb ein paar Kollegen ausgesucht...

Wer sucht die aus?

Helmut Otzig: Die Betriebsge

werkschaftsleitung.

Sigmund Spuhn: Da sind Kollegen mitgefahren, die von ihren Kollegen geachtet werden und aufgrund ihrer Arbeit, die ihren Betrieb kennen, und ich sehe es auch als persönliche Würdigung, daß wir hierherfahren durften.

Nach den vier vollen Programm-Tagen haben Sie jetzt noch einen Abend und einen Vormittag zur freien Verfügung wissen Sie schon, was Sie machen?

Karl-Heinz Fischer: Wir sind heute abend Gäste des Senats, und haben morgen noch um 8.30 Uhr ein Abschlußgespräch...

Helmut Otzig: Es wurde uns noch die Möglichkeit eingeräumt, morgen früh den Plenarsaal in der Bürgerschaft zu sehen...

Karl-Heinz Fischer: Ich bin der Auffassung, daß wir morgen dort noch einmal würdig verabschiedet werden, und dann bleibt uns noch ein bißchen Freizeit, mittags treten wir dann die Heimreise an. Wir freuen uns schon darauf, und in Rostock wartet auch die Arbeit.

Sie haben dann noch einen Tag frei zum auschlafen?

Karl-Heinz Fischer: Nein, wir gehen gleich wieder zur Arbeit.

Interview: Klaus Wolschner