Erfolg für Gefangene

■ Abbruch der Protestaktionen im Tegeler Knast: Entscheidende Verbesserungen der Haftsituation in Haus II / In Haus III fanden noch keine Verhandlungen statt

Die Gefangenen des Hauses II im Tegeler Knast werden heute wieder geschlossen zur Arbeit gehen. Wie der Insasse Kurt Steinig der taz mitteilte, wurde gestern die Protestaktion der Arbeitsverweigerung beendet, nachdem die Anstaltsleitung den Gefangenen „sehr entgegengekommen“ sei. An der Protestaktion für bessere Haftbedingungen hatten sich, wie berichtet, seit vergangenen Donnerstag zwischen 64 und 230 Insassen der Häuser II und III beteiligt. Die Insassen dieser beiden Häuser haben die mieseste Haftsituation in Tegel.

Nach Angaben von Steinig brauchen die Gefangenen des Hauses II ab kommenden Sonntag nicht mehr um 16.45 Uhr „unter Nachtverschluß“, sondern können sich fortan wie unter der Woche zwischen 18 und 22 Uhr auf der Station frei bewegen. Des weiteren könnten sie sich samstags, sonntags und Feiertags zwischen 8.30 und 10.30 sowie zwischen 13 und 15 Uhr bei geschlossenen Türen entweder im Gruppenraum, der Zelle oder dem Freistundenhof aufhalten. Ferner sei ihnen „hundertprozentig“ zugesagt worden, daß es am Montag mit der Anstaltsleitung zu einem Gespräch über den weiteren Forderungskatalog kommen werde. Steinig zufolge hatten an dem gestrigen Gespräch, das „sehr fair“ verlief, neben den Gefangenensprechern ein Vertreter des Anstaltsbeirats, der Tegeler Anstaltsleiter Lange-Lehngut sowie der zukünftige Leiter des Hauses II Seider teilgenommen. Seider war bislang Leiter der berüchtigten Tegeler Sicherheitstruppe, was die Gefangenen des Hauses II das Schlimmste befürchten ließ. Steinig konstatierte gestern jedoch, daß Seider in dem Gespräch einen „sehr guten Eindruck“ gemacht habe, was auf eine „liberale Politik“ hoffen lasse. „Wir billigen Seider eine Chance zu“, sagte Steinig mit dem Hinweis, daß es keinerlei Repressalien gegen die an der Aktion beteiligten Gefangenen gegeben habe.

Von den Insassen des Hauses III wurde der taz gestern von einem Bekannten eines Gefangenen mitgeteilt, daß es dort „zu Einschüchterungsversuchen nebst offener Drohung“ von seiten eines Sozialarbeiters gekommen sei. Im Haus III habe es noch keinerlei Verhandlungen gegeben, weil die neu gewählte Insassenvertretung von der Anstalt nicht akzeptiert worden sei. Von der Justizpressestelle war gestern keinerlei Stellungnahme zu erhalten.

plu