Richter warnte: „Aids“

■ Häftling wegen „aids-positiv“ isoliert

Die Bremer Kripo durchsucht eine Wohnung und findet das Schriftstück eines Arztes. Aus diesem Schreiben entnehmen die gründlichen Beamten, daß der Wohnungsinhaber „aids -positiv“ ist. Als sie den Mann verhaften, schreiben sie einen Vermerk, es liege „Aids-Positivität“ vor.

Dieser Vermerk landet bei dem zuständigen Richter. Dieser Richter wiederum macht daraufhin auch einen Vermerk. Auf dem Haftbefehl. So daß nun darauf zu lesen ist „aids-positiv“. Aber auf einem Haftbefehl, so schreibt es zumindest die Straßprozeßordnung vor, dürfen nur vermerkt werden: Erstens der „Haftgrund“ (Fluchtgefahr, Verdunklungsgefahr...). Zweitens die „persönlichen Daten“ und drittens der „Vorwurf“, der dem Verdächtigen gemacht wird. „Es ist ein Unding, daß das bekannt wird. Es ist ein Novum, daß das ein Richter mal eben locker auf einen Haftbefehl draufschreibt“, empört sich die Lehrerin Rutha Marth, die den betroffenen Mann im Gefängnis besucht hat. „Ein Richter hat die persönlichen Daten und den Haftgrund auf den Haftbefehl draufzuschreiben, aber nicht Bemer

kungen wie 'schiefe Nase'“

Mit dem „aids-positiv„-Haftbefehl nun kam der betreffende Mann in die Justizvollzugsanstalt Oslebshausen - und wurde völlig isoliert. Da er nicht drogenabhängig ist, blieb für die Gefängnis-Beamten nur die Erklärung, daß dieser Häftling wohl schwul sein müsse. Und „schwul“, das bedeutet in der Gefängnishackordnung einen Platz ganz tief unten. Rutha Marth: „Er hat eine ungeheure Anmache über sich ergehen lassen.“

Und das Etikett „aids-positiv“ bedeutet, daß Mithäftlinge einen nicht in ihrer Freizeitgruppe haben wollen, daß Beamten jeglichen Körper-oder Blutkontakt meiden. Das kann so gar so weit gehen, einem, der sich die Pulsadern aufgeschnitten hat, nicht spontan geholfen wird.

Rutha Marth hat Angst, „daß die Krankheit bei dem Gefangen vorzeitig ausbricht, wegen dem Streß, dem er ausgesetzt ist.“

Knastchef Hoff verweist auf den Fehler des Richters: „Das kriegen wir nicht mehr raus. Das hat die Runde gemacht.“

B.D.