Mercedes-Stern mit Transparent verhängt

■ „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen“ protestierte wegen Südafrika-Geschäften gegen den Daimler-Benz-Konzern

Die Gruppe der kritischen Aktionäre der Daimler Benz AG hat sich am Dienstag auf einer Pressekonferenz gegen eine weitere Poduktion von Daimlermotoren in Südafrika ausgesprochen. Darüber hinaus forderten sie von der Bundesregierung, die geplante Fusion von Daimler Benz und Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) zu verhindern. Sie prangerten an, daß der Konzern auch im Geschäftsjahr 1988 gegen das Rüstungsembargo der Vereinten Nationen (UN) gegen Südafrika verstoßen habe. Noch immer würden in Südafrika Daimler-Benz-Dieselmotoren in Lizenz produziert, die hauptsächlich bei Militär und Polizei gegen Schwarze eingesetzt würden und somit direkt das Apartheidregime unterstützten. Auf der Haupt-Aktionärsversammlung heute morgen um 10 Uhr im ICC wollen sie den Vorstand des Konzerns auffordern, die Lizenzen für den Motorenbau in Südafrika zurückzuziehen und eine Fusion von Daimler und MBB zu verhindern. Nach den Worten des Direktors der „Weltkampagne gegen Militärische und Nukleare Zusammenarbeit mit Südafrika“ Abdul Minty seien Kampfhubschrauber von MBB gegen Schwarze in Südafrika zum Einsatz gekommen. Auch das sei ein Verstoß gegen das Rüstungsembargo, sagte Minty, und er fügte hinzu: „Die jetzige bundesdeutsche Gesetzgebung reicht nicht aus, um solche Verstöße zu verhindern.“

Am Nachmittag hatten Mitglieder des „Büros für ungewöhnliche Maßnahmen“ und der „Graswurzelgruppe“ auf dem Europacenter ein Transparent über den großen Mercedes-Stern gehängt mit der Aufschrift: „Südafrika: Benz mordet“. Mit dieser Aktion wollten die Gruppen nach Auskunft eines Sprechers zu „ähnlichen Aktivitäten anregen, die gegen die Machenschaften der Rüstungsindustrie in der Welt gerichtet sind“. Die Polizei nahm die Personalien der Beteiligten auf und beschlagnahmte deren Klettergerät. Der Mercedes-Stern mußte für einige Zeit stillstehen und umgekippt werden, um Reste des vier mal sieben Meter großen Transparentes zu entfernen. Auf einer Demonstration, zu der zahlreichen Verbände, Gewerkschaften und Parteien aufgerufen hatten, kamen nach Polizeiangaben etwa hundert Teilnehmer, um ihren Unwillen über die Daimler-Benz-Aktivitäten in Südafrika zum Ausdruck zu bringen.

Vor Beginn der Aktionärsversammlung am Mittwoch werden vor dem ICC Mahnwachen aufgestellt und Flugblätter verteilt. Am Flughafen sollen Plakate und Transparente aufgestellt werden, die Daimler-Unimogs im Einsatz gegen Schwarze in Südafrika zeigen. Morgen um 20 Uhr wird im Statthaus Böcklerpark in Kreuzberg das Theaterstück Jedem das Seine

-Mercedes Benz in Südafrika uraufgeführt.

Lars-Ulrich Schlotthaus