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Zehn Minuten, die das Leben ändern

■ Beim Standesamt im Warteflur / Momentaufnahme einer alltäglich besonderen Prozedur

Im Flur des Standesamtes sitzen mindestens drei „Parteien“. Nette Worte wechseln zwischen gespannt wartenden Personen hin und her, Blümchen hier, Blümchen da. Jung und Alt stehen durcheinander, ein Licht leuchtet matt grün auf, eine Frau öffnet die Tür - eine Gruppe tritt heraus. Eine Träne läuft der Braut über die Backe, eine der Oma.

Eine andere Gruppe kann eintreten. Rechts der große Schreibtisch, links ein paar Stühle wie in einer kleinen Kapelle.

„Ich glaube, ich brauche hier

keine langen Reden zu halten“, oder so ähnlich sagt der Mann hinter dem Büroschreibtisch, neben ihm lächelt die freundliche Protokollantin. „Sie kennen sich sicher schon länger und wissen, daß Sie zueinander passen...“ Das Brautpaar lächelt, jede denkt sich ihren Teil. Wenn sie sich nur halb so gut ergänzen wie ihre Garderobe! denkt eine aufmerksame Zuschauerin. „Sie“ ein bißchen in Schwarz und viel in Lila, mit passenden Blumen und lila Fingernägeln. „Er“ in viel Schwarz und einem bißchen lila Seidenhemd. Einfach wunderbar.

„Sie übernehmen mit der Ehe neue Verpflichtungen, auch Rechte, aber vor allem Verpflichtungen...“ Die Brautleute scheinen unberührt.

So, dann kommt der eigentliche Akt, für den all die Vorbe

reitungen getroffen wurden. „Wollen Sie .. aus freiem Willen ...“ Ja, ja. „So schnell geht das bei uns“, lächelt der Beamte. Und die Protokollantin schreibt eifrig mit.

Möchten Sie Ringe austauschen? „Möchten wir?“ Es ist die erste Frage, die der Mann als Ehemann seiner Frau stellt. „Ja“, sagt sie. Er zieht ein kleines Tütchen aus der Tasche. „Hast Du dreckige Finger...“ Vor der Tür hatte eine Gruppe Schornsteinfeger gestanden, einen hatte sie geküßt und offenbar auch mit der

Hand angerührt. Wo soll frau auf dem Standesamt die Finger waschen??!!

„Da fehlt noch was...“ sagt der Standesbeamte, etwas verschmitzt. Das Brautpaar guckt sich ratslos an. Nochwas? „Aah...“ Ein Kuß vor den Trauzeugen. In diesem Moment muß die grüne Lampe im Flur angegangen sein, die äußere Tür geht auf, die Heiratsgesellschaft geht raus, die nächsten bitte... Eine Träne läuft der Braut über die Backe, eine der Oma.

K.W

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