Falschspieler?

Das „Kleine Theater“ soll mehr Miete zahlen  ■ K O M M E N T A R

Nach dem klassischen Muster eines jeden Besitzerwechsels werden die Mieten erhöht, wenn der neue Hauseigentümer so schnell wie möglich seinen Einsatz hereinholen will. Mit Vorliebe trifft es die ungeschützten Kleingewerbetreibenden, wenn diese nicht über längere Pachtverträge verfügen. So entstehen renditeträchtige Sex-Shops und Spielhallen anstatt Bücherläden, Kinos und Theater. Wenn nun das Kleine Theater am Südwestkorso nach 16 Jahren an der Reihe ist, weil der neue Mietvertrag eine Steigerung des Mietzinses auf das Doppelte vorsieht, so steht dem rechtlich keine „ortsgebundene Gewerbemiete“ gegenüber, die etwa einklagbar wäre wie die vergleichbare „ortsgebundene Wohnungsmiete“. Das ist nicht nur für das Theater bedauerlich. Fragwürdig erscheint die Berufung des Theaters auf den „ortsüblichen Mietzins“ aber insofern, als andere Gewerbetreibende am Südwestkorso inzwischen mehr Geld als den geforderten Betrag pro Quadratmeter bezahlen.

So ehrenwert es ist, daß die Kultursenatorin sich auch um das Kleine Theater kümmert, es scheint doch einen Fenstersturz nach sich zu ziehen, weil sie schlecht beraten war. Denn mit welchem Gesetz sie die Umwandlung des Theaters in einen anderen Gewerbebetrieb verhindern will, weiß der Himmel - nur kein Rechtsanwalt. Die Drohung, einer anderen Theatertruppe, die die Räumlichkeiten übernehmen könnte, die Subventionen zu streichen, macht kaum Angst. Es gibt schließlich noch freie Theatergruppen, die keinen Wert auf Subventionen legen und im Vertrauen auf das kurze Gedächtnis einer neuen Senatorin erwarten können, daß sie eventuelle Subventionen später dennoch befürwortet. (Siehe auch Seite 21)

Qpferdach